© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/08 15. Februar 2008

Frisch gepresst

Minderheiten. Wer wie Peter Haslinger und sein Mitherausgeber Joachim von Puttkamer die Frage nach dem Verhältnis von "Staat, Loyalität und Minderheiten in Ostmittel- und Südosteuropa 1918-1941" (Oldenbourg Verlag, München 2007, gebunden, 262 Seiten, 29,80 Euro) stellt, hat vornehmlich die deutschen Minderheiten im Auge. So werden auch hier wieder die Siebenbürger Sachsen, die Sudetendeutschen, das "Ungarndeutschtum" und die deutsche Minderheit in der 1918 neu erstandenen polnischen Republik behandelt, während die durchaus bedeutsamen magyarischen, slawischen oder jüdischen Minderheiten nur in zwei fast exotisch wirkenden Studien über die bosnischen Muslime Jugoslawiens und über "Varianten jüdischer Identität" in Rumänien Beachtung finden. Der Leitfaden "Loyalität" verführt leider manche Beiträger zu soziologistisch abstrakten Reflexionen, die bei Sabine Bamberger-Stemmann am nachhaltigsten zur Verwirrung des Lesers führen. Daß Loyalität bei der seit 1918 vorherrschenden Pressionspolitik vor allem in Polen und der Tschechoslowakei nicht zu erzwingen war, sondern ganz im Gegenteil die Orientierung hin "zum Reich" förderte, stellt ohne politisch korrekte Rücksichtnahme am deutlichsten der Abriß dar, den Ingo Eser zur Geschichte der deutschen Minderheit Polens liefert. Deren Loyalität wurde trotz des beispielsweise geleisteten Wehrdienstes in der polnischen Armee seitens der Warschauer Politik nicht wahrgenommen, sondern - im Gegenteil - als Gefahr für die Integrität des Staates betrachtet.

Jugend in Gefahr. Es ist kein Geheimnis: Soll sich ein Buch gut verkaufen, bedarf es im Titel gewisser Reizwörter. "Neue Nazis" ist beispielsweise so ein Begriff, genauso wie "totalitäre Bewegung". Das hat sich wohl auch der Journalist Rainer Fromm gedacht, als er nach einem Titel für sein aktuelles Buch suchte ("Schwarze Geister, Neue Nazis. Jugendliche im Visier totalitärer Bewegungen". Olzog Verlag, München 2008, gebunden, 352 Seiten 24, 90 Euro). Ein bißchen seltsam wirkt es dann aber schon, betrachtet man die einzelnen Kapitel, die da lauten: "Grufties und Black Metal", "Satanismus", "Vampire" und "Rechtsextremismus". Thematisch verbindet die einzelnen Untersuchungsfelder laut Fromm die gemeinsame Einstellung zu bestimmten ideologischen Extremismen wie beispielsweise Sozialdarwinismus, Elitedenken und eine teilweise Abwendung von demokratisch-humanitären Weltbildern. Deswegen finden sich dann auch so erkenntnisreiche Unterkapitel wie "Vampirismus als sexueller Fetisch" neben Abhandlungen über die NPD in Mecklenburg-Vorpommern. Abschließend bietet Fromm noch diverse Kontaktadressen für Aussteigewillige, egal ob Satanist, Rechtsextremist, Scientologe oder Vampir.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen