© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  09/08 22. Februar 2008

Meldungen

Genforscher nicht ins Ausland verdrängen

València. Miodrag Stojković, einer der weltweit führenden Mikrobiologen, hat Deutschland davor gewarnt, die Genforschung immer weiter ins Ausland zu verdrängen. "Ich kann einfach nicht verstehen, warum ein fortschrittliches, demokratisches und wissenschaftlich orientiertes Land wie Deutschland in diesem Bereich so kurzsichtig ist", erklärte der aus Serbien stammende Mitgründer des European College for Animal Reproduction (ECAR) in der Wirtschaftswoche. "Der erste Forscher, der einen Querschnittsgelähmten mit Hilfe von Stammzellen heilt, wird gefeiert werden wie ein Held. Und dann wird kein Mensch mehr danach fragen, wie die Zellen gewonnen wurden", so Stojković. Nirgendwo sonst werde "Embryonenforschung so konsequent mit nationalsozialistischen Greueltaten in einen Topf geschmissen. Nicht einmal in Israel, das zu den führenden Nationen in der Stammzellforschung gehört." Er hoffe aber, daß Deutschland zu einer ähnlich pragmatischen Haltung wie Spanien, Großbritannien oder auch Schweden finde. Stojković ging wegen des 2003 vom Bundestag beschlossenen Klonverbotes von der Universität München nach Newcastle. Seit 2006 ist der 43jährige Vizechef des CIPF-Forschungsinstituts in València.

 

Finanzsphäre bedroht die Realwirtschaft

WIEN. Nach einer Untersuchung des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo) verlagert sich das Gewinnstreben der Firmen immer mehr von der Realwirtschaft in die oft spekulative Finanzsphäre. Im Vergleich mit den dort zu erzielenden Renditen lohne sich der Bau einer neuen Fabrik oder Fertigungsstraße oft nicht. Der Finanzsektor konkurriere mit der realen Wirtschaft um Geld, statt sie mit Investitionsmitteln zu versorgen. Dies sei die "strukturelle Hauptursache" für das Anwachsen der Arbeitslosigkeit seit den siebziger Jahren, analysiert der Wifo-Forscher Stephan Schulmeister in dem Sammelband "Finanzinvestoren: Retter oder Raubritter?" (VSA-Verlag, Hamburg 2007). Die Börsenumsätze mit Finanzprodukten summierten sich allein 2006 auf etwa 13 Billionen Dollar pro Tag. Dieses Volumen sei fast hundertmal höher als das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Industrieländer. Bei den Banken stehe daher statt der Finanzierung von Realinvestitionen die Anlagenverwaltung (Asset Management) und das Investment Banking im Mittelpunkt.

 

Mehr Alternativen zu Tierversuchen fördern

BERLIN. Anläßlich der Bundestagsdebatte über den Tierschutzbericht 2007 hat der Bundesverband Menschen für Tierrechte die Bundesregierung aufgefordert, den grundgesetzlichen Auftrag "Staatsziel Tierschutz" ernster zu nehmen. Im Koalitionsvertrag hätten sich Union und SPD für den Tierschutz-TÜV und für die Entwicklung von Alternativen zu Tierversuchen ausgesprochen. Das Bundesforschungsministerium stelle jährlich etwa vier Millionen Euro dafür zur Verfügung. "Das reicht jedoch nicht aus", erklärte Verbandschef Kurt Simons. "Neben einer Aufstockung der Fördermittel müssen Tierversuchsersatzverfahren auch gesellschaftspolitisch aufgewertet werden. Warum verleiht beispielsweise nicht der Bundespräsident den Preis für Alternativen, den die Bundesregierung jährlich ausschreibt?"

 

Zahl der Woche

Mit je 132, 137 und 141 Arbeitslosen auf 100 offene Stellen haben Hamburg, München und Stuttgart die günstigste Erwerbssituation aller deutschen Großstädte. Es folgen Frankfurt (145), Düsseldorf (191) und Bremen (225). Schlußlichter sind Köln (413), Leipzig (441) und Berlin-Mitte (652).

(Quelle: IW Köln)

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