© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  09/08 22. Februar 2008

Wissensstandort Deutschland
Besser als sein Ruf
Wiebke Dethlefs

Daß man unter dem Terminus "Deutschlands Superstars" auch etwas anderes verstehen kann als meist stimmtechnisch unbedarfte Exhibitionisten, die sich im Privatfernsehen dem geneigten Publikum präsentieren dürfen, zeigt ein kürzlich von der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) herausgegebener Sammelband. Hier stellen sich junge deutsche Forscher mit fünfzig innovativen Konzepten und Ideen aus Nanotechnologie, Soziologie, Ökonomie oder Ökologie vor.

Ein Rennwagen mit Brennstoffzelle, der auf 2.500 Kilometern nur einen Liter Benzin verbraucht, wird ebenso präsentiert wie ein Projekt, bei dem die Computer-Datenverarbeitung mittels Silizium-Photonik funktioniert, das heißt eine Laserdiode ist integrierter Bestandteil eines Mikrochips. Bei diesem neuen Verfahren werden die bisher üblichen Elektronen durch Photonen ersetzt - mit bedeutend höherer Übertragungsrate.

Aber auch im gesellschaftswissenschaftlichen Bereich finden sich erstaunliche Ansätze. Ein erweitertes ökonomisches Grundwissen, das Gegenstand bereits der grundschulischen Ausbildung sein soll, wird als unabdingbar für das wirtschaftliche Überleben eines jeden Menschen im Globalisierungszeitalter angesehen. Die "urbane Straße der Zukunft" wird als Trassenführung neu beschrieben, bei der je nach Verkehrsaufkommen eine unterschiedliche Zahl von Spuren für die einzelnen Richtungen geschaffen werden. Diese Umsetzung erfolgt durch Projektoren über dem Straßenraum. Sie sollen die Straßenoberfläche bestrahlen, die ihrerseits mit einer reflektierenden Beschichtung versehen ist, auf der dann die Texturen der jeweiligen Spur deutlich werden. Zu phantastisch? Zukünftige Megalopolen werden dieses Modell dankbar aufgreifen.

Die wissenschaftliche Biographie jeden Forschers ergänzt die einzelnen Darstellungen. Gewiß sind einige der Modelle insbesondere aus dem physikalischen Bereich wie jener Rennwagen mit Brennstoffzelle noch verbesserungsfähig; auch mag manche Idee den Vertretern von Schulweisheiten unangenehm neu sein. Aber es überzeugt der Optimismus, mit dem die jungen Erfinder an die Arbeit gehen. Und jeweils überwiegen die Chancen die Risiken. Deutschland scheint immer noch aus dem Forschungsdrang und der erfinderischen Phantasie der jüngeren Generation heraus wirklich ein Land der Ideen, ein Land der Denker zu sein.

Max A. Höfer, Dieter Rath: Deutschlands wahre Superstars. 50 Entwürfe junger Wissenschaftler für die Welt von morgen. Herausgegeben von der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft. Heel-Verlag, Königswinter 2007, gebunden, 221 Seiten, 19,95 Euro

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