© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  10/08 29. Februar 2008

Meldungen

Die "Kinderfrage" in der Diskursanalyse

DORTMUND. "Familie und Familienpolitik im Aufwind", frohlockt die weiblich dominierte Redaktion der Zeitschrift für Frauenforschung und Geschlechterstudien (3-4/07), die dem Thema daher gleich ein Doppelheft widmet. Daß "Familienpolitik" hier aber nicht die "kleinste Zelle des Staates" behüten möchte, sollte in diesem Kontext nicht überraschen. Denn auf die Herausforderung durch demographischen Wandel geben die Damen in dieser aus dem von Rita Süssmuth (CDU) begründeten "Forschungsinstitut Frau und Gesellschaft" erblühten Zeitschrift bewährt "feministische" Antworten. So fand die Baseler "Gender"-Wissenschaftlerin und sozialdemokratische Kantonsratsabgeordnete Karin Schwiter in ihrer an der Foucaultschen Diskurs­analyse orientierten Studie über die Zukunftsplanung und "übers Kinderkriegen" heraus, daß "junge Erwachsene" vornehmlich ihre "eigene Biographie leben" wollen. Die "Kinderfrage" werde dabei nicht einfach im Konflikt zwischen Kinderwunsch und ökonomischer Wirklichkeit ("Karriere") negativ entschieden. Vielmehr stehe diese Gruppe in "vielfältigen und widersprüchlichen Diskursen", deren Analyse könne indes zu "befreienden", alte "Selbstverständlichkeiten" aufbrechenden Fragen führe: "Ist nur ein Leben mit Kindern ein erfülltes Leben?", oder: "Sollen Kinder nur in einer langfristigen Paarbeziehung geplant werden?", oder: "Warum sollen Homosexuelle keine Kinder haben?"

 

Dichterhaus-Typen ohne emanzipative Tendenz

BERLIN. Schulausflüge sollen keine Spaßveranstaltungen sein. Besonders dann nicht, wenn sie in die deutsche Vergangenheit führen, wie Kohorten von pubertären Dachau- und Sachsenhausen-Besuchern zu berichten wissen. Doch auch wo es nicht um die "ganz dunklen Seiten" unserer Geschichte geht, im "schulischen Umgang mit Dichterhäusern", darf "die Lust an sinnlicher Erfahrung am historischen Material" nicht ins Kraut schießen, wie der Kasseler Germanist und Didaktiker Peter Seibert warnt (Deutschunterricht, 6/07). Es gebe "Dichterhaus-Typen" wie das Lübecker Buddenbrook-Haus oder Theodor Storms Husumer Domizil, in denen "Liturgien des Gedenkens" inszeniert würden, die "historische Erkenntnis desavouieren". Werde derart mit Geschichte nur noch "fetischistisch" umgegangen, hindere dies die Schüler am Erwerb kritischer "Medienkompetenz", die allein entstünde, wenn gerade in den Gedenkorten der großen Realisten wie Raabe, Fontane oder Storm die "emanzipative Tendenz" ihres Schaffens vermittelt würde.      

 

Erste Sätze

Organisationen, die ihre Tätigkeit in den Mantel des Geheimnisses hüllen, sind häufiger, als man im allgemeinen anzunehmen pflegt.

Eugen Lennhoff: Politische Geheimbünde, Zürich/Leipzig/Wien 1931

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