© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  11/08 07. März 2008

Meldungen

Neuer Bücherbunker im Berliner Osten

BERLIN. Ein bißchen an die chinesische Erstarrung, wie sie Ernst Jünger an allen Ecken des Abendlandes wahrnahm, gemahnt das Zukunftsprojekt der Berliner Staatsbibliothek. Ihre Speicherkapazitäten sind 2009 erschöpft, da jährlich 120.000 Bücher in die Regale fließen. Nachdem der anfangs als ideal bewertete, aber politisch umkämpfte Tempelhofer Flughafen als Standort für ein Magazingebäude ausgeschieden ist, entsteht der Bücherbunker im Berliner Osten, am Müggelsee in Köpenick. Bis 2010 soll dort Raum für sechs Millionen Bände entstehen. Die Planungen gehen jedoch bis 2060. Dann ruht in den Köpenicker Bibliotheksgrüften die doppelte Menge. Schon 2011 zieht der einmalige Zeitungsfundus der Staatsbibliothek aus dem "Westhafenspeicher" in den "optisch schlüssigen Baukörper", während die davon gefertigten Mikrofilme im neu errichteten Zeitungslesesaal Unter den Linden für Benutzer zur Verfügung stehen. (Bibliotheksmagazin. Mitteilungen aus den Staatsbibliotheken in Berlin und München, 1/08).

 

Kriegsgerichtsbarkeit im Rußlandfeldzug

MÜNCHEN. Der sogenannte "Kommissar-Befehl" dient im aktuellen geschichtspolitischen Diskurs dazu, die Wehrmacht als "willigen Vollstrecker" des "Vernichtungskrieges" gegen die Sowjetunion moralisch zu stigmatisieren. Adolf Hitlers Anweisung, Stalins politische "Kommissare" auf dem Gefechtsfeld zu liquidieren, sowie der Erlaß über die Einschränkung der Kriegsgerichtsbarkeit während des "Unternehmens Barbarossa", so jetzt auch wieder Felix Römer, habe nicht nur "schwerwiegende Kriegsverbrechen" gezeitigt, sondern "teilweise auch dem Holocaust als Vorwand" gedient. Auf der Basis dieses Erlasses seien "Antipartisanenaktionen und Repressalien der deutschen Besatzer" durchgeführt worden, denen etwa "eine halbe Million Menschen zum Opfer gefallen" seien (Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, 1/08). Trotzdem, so Römer, sei dieser Erlaß "noch nie" auf "breiter Quellenbasis" untersucht worden. Römer wendet sich daher "Rezeption, Adaption und Umsetzung des Kriegsgerichtsbarkeitserlasses im Ostheer 1941/42" zu. Ob der Erlaß und der "Kommissar-Befehl" wesentlich in den Erfahrungen mit den Massenmorden von Stalins NKWD im Baltikum und in Ostpolen wurzelten, erörtert Römer nicht. Sein Interesse gilt der "Umsetzung". Dabei registriert er, daß die sich "durchaus unheitlich" gestaltete. "Buchstabengetreue" Ausführung stand neben einer Praxis, die manchen Verbänden den Vorwurf der "Weichheit" eintrug. Nur "vollständig versagt" habe bei der "Repressionspolitik" kein Truppenteil.

 

Erste Sätze

Es war eine Lust, Feuer zu legen. Ray Bradbury,

Fahrenheit 451, New York, 1953

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