© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/08 14. März 2008

Frisch gepresst

Christa Meves. Als Bundeskanzler Schröder die Ministerressorts jenseits von Außen-, Innen- und Verteidigung noch als "Gedöns" geringschätzte, waren die Warnrufe der Publizistin und Psychotherapeutin Christa Meves vor einer "maßlosen" Emanzipationsbewegung inklusive der ideologischen Beifütterung mittels Gender Mainstreaming und den sozialistisch anmutenden Versuchen, dem Staat die "Lufthoheit über den Kinderbetten" zu erobern, fast drei Jahrzehnte alt. Der Soziologe Volker Kempf hat nun ein Porträt der später zum Katholizismus konvertierten EKD-Synodalen vorgelegt, das die ständige Mahnerin vor Fehlentwicklungen in Gesellschafts- bzw. Familienpolitik in Erinnerung ruft. Denn wie so viele frühe Propheten, die tapfer dem Zeitgeist trotzten und wahrhaft "unbequem" gegen den Strich dachten, droht Meves gegenüber der viel später - aber wohl zur rechten Zeit - mit ihrer Forderung einer "neuen Weiblichkeit" den Nerv ihrer Zeitgenossen treffenden Eva Hermann fast in Vergessenheit zu geraten (Christa Meves. Kritik an der Emanzipationsbewegung - Neue Weiblichkeit - Die Zukunft der Kinder. Gerhard Hess Verlag, Bad Schussenried 2008, broschiert, 136 Seiten, 12,80 Euro).

 

Kollektiverziehung. Über die ehemalige DDR hinaus eine deutschlandweite Versorgung von "Krippenplätzen" anzubieten, ist eine zentrale Forderung der Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen, die damit auch der Programmatik ihrer linken politischen Mitbewerber entspricht. Ein Teil der Unionswählerschaft, die in der traditionellen Erziehung in der Familie ihr Leitbild sehen und eine Benachteiligung zugunsten der staatlichen Obhut befürchten, werden mit dem kaum zu realisierenden Luftschloß "Betreuungsgeld" bei Laune gehalten, das von links unentwegt als "Herdgeld" denunziert und verspottet wird. Wie gefährlich eine zu frühe Kollektiverziehung für die Betreffenden - die Kleinkinder unter drei Jahren - sein kann, erläutert die 83jährige Psychologin in der nun vorliegenden völlig überarbeiteten Neuauflage ihres 2005 zuerst veröffentlichten und damals so bezeichneten "krönenden Abschluß der wissenschaftlichen Arbeiten". Verständlich weist sie nach, wie eine kognitive Fehlentwicklung des Kleinkinds durch ein gestörtes Verhältnis zu Mutter und Vater entstehen kann. Diese sogar im Gehirn meßbaren Defizite, die ein "Wegorganisieren" von gleichbleibenden Bezugspersonen in staatliche Betreuungseinrichtungen verursachen kann, beeinflussen die spätere Entwicklung zu ausgeglichenen Persönlichkeiten nachhaltig (Geheimnis Gehirn. Warum Kollektiverziehung und andere Unnatürlichkeiten für Kleinkinder schädlich sind. Resch Verlag, Gräfelfing 2008, broschiert, 344 Seiten, 16,80 Euro).

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