© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  13/08 21. März 2008

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: "Wandel durch Annäherung", JF 11/08

Alles schon vergessen

Ich bezweifle, daß irgendeine Wertvorstellung der Grünen konservative Kreise erreicht hat. Schon vergessen? Antiautoritäre Erziehung - Konservative haben vehement gewarnt. Leistung und Elite wurden verhöhnt - Konservative haben auf die Folgen immer hingewiesen. Familie und Ehe wurden und werden in Frage gestellt - kein Konservativer wird vergessen, wie gute Gegenargumente lächerlich gemacht wurden. Integration von Ausländern - alle heutigen Maßnahmen wurden den Konservativen mit Parolen wie "Rassismus" oder "Deutschtümelei" um die Ohren gehauen. Kindererziehung - jedes Gegenargument zur staatlichen Aufbewahrung und Erziehung unserer Kinder wird veralbert, oder es erfolgen persönliche Angriffe wie im Fall von Bischof Mixa (Claudia Roth: "ein durchgeknallter Oberfundi").

Die Grünen sind nach wie vor ein Sammelbecken abstruser Staats- und Gesellschaftsvorstellungen und bieten nicht die Gewähr, auf einheitlicher Wertebasis Allianzen zu gestalten. Sie leben vom Tabubruch und vom ständigen Infragestellen und ziehen alles auf ein Niveau, das unserem Land in keiner Weise gerecht wird. 

Markus Conzelmann, Hausen

 

 

Zum Kommentar: "Fragen statt Antworten" von Karl Feldmeyer, JF 12/08

Sichtlich überfordert

Das Verhalten von Dagmar Metzger verdient Respekt. Welch Geistes Kind Frau Ypsilanti ist, zeigte sie spätestens im Umgang mit der SED-Nachfolgepartei nach der Wahl. Ypsilanti, medial nach oben gespült und sichtlich überfordert, redete das zweitschlechteste Ergebnis der Hessen-SPD noch schön. Völlige Überforderung und das Fehlen von politischem Handwerkszeug wurde dann sichtbar, als es darum ging, in der eigenen Fraktion die Zustimmung zum Wortbruch zu erhalten. Nur Metzger hatte sich an das Wahlversprechen erinnert. Wer will dieser SPD 2009 noch glauben?

Christian Förster, Mannheim

 

 

Zu: "Die Grünen als bürgerliche Kraft", Interview mit Peter Tauber, JF 11/08

Na dann, prost Mahlzeit

Warum muten Sie Ihrer Leserschaft eine ganze Seite jungunionistischen Gesülzes zu, wenn man den Sachverhalt auch in einem Satz zusammenfügen kann: Wir, die Avantgarde im Einrennen von Türen, die längst auf dem Sperrmüllhaufen der Zeitgeschichte liegen, setzen uns auch gerne grüne Perücken auf, um eine Modernität zu beweisen, die so irre ist, daß im rauchfreien Wirtshaus nur noch von Schnitzeln mit Migrationshintergrund die Rede ist, falls wienerische aufgetischt werden. Mahlzeit!

Helmut Engelmann, Johannesberg

 

Warten auf eine Rechtspartei

Den Optimismus bzw. Pragmatismus des Peter Tauber teile ich nicht. Ich sehe eine immer weiter nach links rückende Politik und eine CDU, die dem Ganzen hilflos gegenübersteht! Statt klare freiheitliche und konservative Positionen zu beziehen, läuft die Union dem "Linksruck" hinterher und wird in ihren Positionen immer unklarer. Ein Blick in das neue Grundsatzprogramm der Partei verdeutlicht dies.

Trotz guten Willens wird die Union den Niedergang nicht aufhalten können, sie braucht im demokratischen rechten Spektrum einen zuverlässigen Verbündeten. Die FDP kann dies nicht leisten, deshalb warte ich sehnsüchtig auf eine neue rechte, aber demokratische Partei, mit deren Hilfe sich die Union und das bürgerliche Lager wieder stabilisieren könnte. 

Bernhard Sailer, Neu-Ulm

 

Und da wundert sich die Union

Wenn Tauber das Fehlen von wirklichen Werten beklagt, dann muß er zuerst einmal die Kanzlerin und Parteivorsitzende entfernen, die dem Sozialismus huldigt; natürlich mit viel Kapitalismus für einige wenige. Genauso war es in der DDR. Und da sind wir beim Punkt. Beide Parteien, CDU und SPD, driften in eine neue Einheitspartei nach DDR-Vorbild. Es sind zu viele Politiker aus der DDR ungeprüft in unser Parteiensystem gekommen und haben ihren sozialistischen Ungeist in unser Land gebracht. Denn bei den Beschimpfungen gegen Andersdenkende und Moslemkritiker macht die CDU rege mit. Alle, die nicht auf Linie sind, sind offenbar Nazis. Und da wundert sich die CDU, daß sie für die bürgerliche Mitte nicht mehr wählbar ist? Also aufräumen, aber gründlich.

Margrit Steer, Krefeld

 

Nur noch ein Alptraum

Nachdem ich das Gespräch mit dem konservativen Jungunionisten Tauber gelesen hatte, schwankten meine Gefühle zwischen "Würg, ist mir schlecht" und Dankbarkeit! Dankbarkeit für die offenen und ehrlichen Aussagen eines CDU-Jungpolitikers - jeder kann sich nun ausrechnen, was kommt, wenn Leute vom Schlage Taubers das Ruder übernommen haben ...

Für alle christlich-konservativen Wähler sollte die CDU nur noch ein Alptraum sein, man kann ihr nur wünschen, daß sie bald den Gang in die Geschichte antritt, denn sie steht für nichts mehr außer Beliebigkeit - oder, um mit den Worten Taubers zu schließen: "Die Gesellschaft verändert sich, und die CDU muß da Schritt halten."

Hans Meier, Berlin

 

 

Zu: "Aufgabe letzter Substanz" von Karlheinz Weißmann, JF 11/08, und "Die Republik kippt" von Michael Paulwitz, JF 10/08 Sich zusammenschließen

Obwohl ich kein Freund von Parteien bin (pars pro toto), d.h. daß ein Teil im Einheitsstaat für alle sprechen will (Kultur, Recht und Wirtschaft werden gehörig gemischt), bin ich dafür, endlich eine konservativ-patriotische Bürgerinitiative bzw. Partei zu gründen. Das linke Spektrum der Gesellschaft hat drei Parteien zur Auswahl, das rechte nationale Lager die DVU/NPD.

Falls sich alle Mini-Parteien von ÖDP, Republikanern, Deutsche Zentrumspartei, Allianz Die Deutschen, Pro Köln und Pro München bis Bürger in Wut zu einer Allianz der "Einheit in der Vielfalt" zusammenschließen würden, wäre das die wertkonservative Strömung, welche unser Volk braucht, um aus der tiefen Krise herauszukommen: eine überparteiliche Allianz von Menschen, denen das "heilige Deutschland" (Claus Schenk Graf von Stauffenberg) im Vordergrund steht! Dies scheint mir der nonkonform andere Zeitgeist zu fordern. Welches Forum bereitet dafür den Boden?

Norbert Schenkel, Lauda-Königshofen

 

 

Zu: "Eine rechtswidrige Kampagne der EU" von Wolfgang Philipp, JF 11/08

Freiheit verteidigen

Jetzt hat man auch noch den Feinstaub erfunden, um die Bevölkerung noch mehr zu unterdrücken. Die Innenstädte werden für Kraftfahrzeuge, die eine bestimmte Schlüsselnummer in den Papieren aufweisen, per Edikt gesperrt.

Wer die Politik der letzten 30 Jahre verfolgt, wird feststellen, daß die Freiheit der Bürger in diesem Zeitraum in einem mir bisher nicht bekannten Maß eingeschränkt worden ist. Als freier Bürger lasse ich mich nicht dazu zwingen, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Alle Bürger haben die Aufgabe, die Freiheit auch zu verteidigen. Die Bundesregierung hat den Willen des Volkes umzusetzen und nicht Druck auf die Bürger auszuüben, wie dies durch Adel und Klerus jahrhundertelang geschehen ist.

Hans Günther Schmucker, Unterhaching

 

 

Zur Debatte um "Identität & Integration", JF 11/08

Nur die Stämme werden leben

In seiner bemerkenswerten Vorausschau gibt Baal Müller den europäischen Nationen keine Zukunft mehr. Auch Deutschland sei nicht mehr zu retten, wohl aber die Deutschen als Abstammungsgemeinschaft, wenn sie es wollen und zusammenhalten. In der Tat verspüren viele Landsleute schon seit langem die zunehmende Entfremdung und Verdrängung aus ihrem eigenen Vaterland.

Stimmt diese Lagebeurteilung, so liegt es doch nahe, schon jetzt Vorkehrungen für den Ernstfall, den Zusammenbruch unseres Gemeinwesens, zu treffen. Welche Handlungsempfehlungen böten sich an?

Keine Frage, ein Netzwerk aller bewußten Deutschen muß geknüpft werden. Vorbild sind meines Erachtens die heimattreuen ost- und sudetendeutschen Landsmannschaften mit ihrem reichen Erfahrungsschatz. Gründen wir doch west- und mitteldeutsche Landsmannschaften, die gemeinsam mit den bestehenden Vertriebenenverbänden in der Lage sein sollten, das gesamtdeutsche geistige und kulturelle Erbe in die neue Zeit hinüberzuretten sowie für selbstbestimmte Lebensbedingungen in den verbliebenen oder erkämpften "Stammesinseln" zu sorgen.

Gerhard Landau, Kassel-süd

 

 

Zum Leserbrief: "Umgehend ausgeladen" von Martin Kaffanke, JF 11/08

Die Hosen voller als das Herz

Als der kanadische Ministerpräsident Lester Pearson den Staatsgast General de Gaulle kurzerhand auswies, weil dieser - unter Mißbrauch des Gastrechts - die separatistische Bewegung der Franko-Kanadier durch unziemliche Reden aufgestachelt hatte, gab er in der Tat ein leuchtendes Vorbild und Beispiel. Wie aber sollte jene Politikerkaste, die hierzulande zu regieren vorgibt, auch nur vortäuschen wollen, daß sie einem solchen Beispiel zu folgen wenigstens versuche. Schon Carl von Ossietzky hat doch bekanntlich gewußt: "Man kann nicht kämpfen, wenn die Hosen voller sind als das Herz."

Rudolf Koch, Burglengenfeld

 

 

Zur Meldung "Kriegsgerichtsbarkeit im Rußlandfeldzug", JF 11/08

Naive Aktengläubigkeit

Das größte Problem heutiger Geschichtsschreibung scheint mir eine naive Aktengläubigkeit der jüngeren Historikergeneration zu sein, wie auch Gillessen in seinem Beitrag anmerkt.

Ein signifikantes Beispiel dafür ist Felix Römer, der sich in den Vierteljahrsheften für Zeitgeschichte 1/08 mit der Kriegsgerichtsbarkeit im Rußlandfeldzug beschäftigt. Römer rekonstruiert aus den militärischen Quellen eine Wirklichkeit, die oft widersprüchlich ist und ihn zu Fehlinterpretationen veranlaßt. Daß Kriegstagebücher auch unter der Maßgabe geschrieben werden, von der vorgesetzten Dienststelle kontrolliert zu werden, blendet Römer vollkommen aus. Natürlich dokumentiert man darin nicht, daß Befehlen der allerhöchsten Kommandobehörde nur sehr ungenügend oder gar nicht nachgekommen wird.

Und genauso selbstverständlich ist es, gegen verbrecherische Befehle nicht mit allgemein humanitären Argumenten Stellung zu beziehen, sondern mit Gründen, die eine Gefährdung der eigenen Truppen nahelegen. Wie sonst hätte man beim OKW bzw. Hitler eine Verhaltensänderung bewirken können? Selten wird entsprechend gewürdigt, daß die deutschen Maßnahmen häufig Reaktionen auf vorausgegangene Handlungen des Gegners wie Sabotage, Überfälle, Morde gewesen sind.

Olaf Haselhorst, Hamburg

 

 

Zu: "Knallharte Machtpolitik Ankaras" von Günther Deschner, JF 10/08

Radio Eriwan

Frage an Radio Eriwan: Besteht die Gefahr, daß Ministerpräsident Erdoğan auch gegen Deutschland Panzer rollen läßt, wenn wir keine türkischen Schulen und Universitäten einrichten wollen?

Antwort: Im Prinzip ja; Ankara darf aber nur unter der Bedingung auf militärische Mittel zurückgreifen, daß die türkischen Gemeinden in Deutschland dies selbst befürworten.

Gerd Manfred Gabler, Lübbecke

 

 

Zur Meldung: "Deutsch auf Flughäfen nur eine Randsprache", JF 10/08

Bitte mit Übersetzung

Ihr Artikel spricht mir aus der Seele. Nur, wenn Sie richtig informieren wollen, dann sollten Sie - nicht nur in diesem Artikel - eine Übersetzung der englischen Formulierungen folgen lassen. Das wollte ich Ihnen schon immer mal schreiben, denn Ihre Autoren sind in ihrem Umgang mit Anglizismen wahrlich kein Vorbild. Und viele Leser ohne Englischkenntnisse wie ich bleiben oft unzureichend informiert.

Werner Zöllter, Bodenwerder

 

 

Zu "Elend des Steuerstaats" von Bernd-Thomas Ramb, JF 10/08

Politisch nicht erwünscht

Ich war jahrzehntelang Finanzbeamter, habe aber nie erlebt, daß "es auch einen Steuerbetrug bei der Finanzverwaltung gegeben" hat. Dagegen gab es die von politisch höchster Stelle natürlich nicht schriftlich fixierte Erwartung, daß auf hohe Mehrergebnisse bei Betriebsprüfungen kein Wert gelegt wurde, weil ab einem bestimmten Betrag diese in den Länderfinanzausgleich flossen, sie also dem steuerstarken Land nicht zugute kamen.

Friedrich Merz hat übrigens von Paul Kirchhof nur abgekupfert. Kirchhofs Prinzip war in seiner Einfachheit genial: möglichst wenig Betriebsausgaben zuzulassen, dafür niedrige Steuern. Hätte Kirchhof die Chance bekommen, dieses Konzept umzusetzen, wäre Deutschland eine "Steueroase".

Der Wunsch nach einer Steuervereinfachung ist uralt. Sie ist aber politisch nicht erwünscht, weil dann das Steuerrecht für politische Zwecke nicht mehr mißbraucht werden kann und die Politik den Wählern nichts mehr versprechen kann.

Prof. Dr. Wolfgang Klatt, Dinkelsbühl

 

 

Zum Kommentar: "Nullösung" von Marcus Schmidt, JF 10/08

Nicht dem Zentrum anlasten

Es ist keinesfalls blamabel, sich für eine gute Politik einzusetzen, auch dann nicht, wenn sich der Einsatz der Zentrumspartei im Wahlergebnis nicht widerspiegelt. "Schade" als Überschrift hätte die Situation besser getroffen.

Dabei ist dem Zentrum die ausgebliebene Bündelung der Kräfte nicht anzulasten. Zudem wäre Kusch, früher Justizsenator in Hamburg, auch nicht der richtige Bündnispartner für das Zentrum gewesen, ist er doch dafür eingetreten, die "aktive Sterbehilfe" unter bestimmten Voraussetzungen straffrei zu stellen. Dies lehnt die Zentrumspartei ab. Sie tritt uneingeschränkt für das Lebensrecht jedes einzelnen Menschen ein, an seinem Ende ebenso wie zum Lebensbeginn. Der jüngste Aufruf des Zentrums, die liberale Abtreibungsgesetzgebung zu revidieren, belegt dies.

Die Abtreibungsreform hat viel Leid über die Frauen gebracht, die ihre Kinder verloren haben. Darauf, daß zudem ein Zusammenhang zwischen vor- und nachgeburtlicher Kindstötung besteht, hat Ministerpräsident Böhmer mit dankenswerter Klarheit hingewiesen, wie die JF zu Recht hervorgehoben hat.

Knut Wiebe, Köln

 

 

Zu: "Tag der Erniedrigung Serbiens", JF 9/08

Politisch denken

Im Streit um das Selbstbestimmungsrecht des Kosovo so einseitig den serbischen Standpunkt zu vertreten, wie dies der Artikel tut, halte ich für gefährlich kurzsichtig. Leider hat er auch noch Zustimmung in Leserbriefen erhalten. Es sollte uns, wenn wir den Anspruch erheben, politisch zu denken, nicht um abstrakte Dogmen gehen, sondern um die Betrachtung des politischen Nutzens. Sollten eines hoffentlich nicht zu fernen Tages die Südtiroler einmal in der Lage sein, ihr Selbstbestimmungsrecht einzuklagen, dann würde Italien, folgten wir dem Autor, hohnlachend darauf verweisen, daß wir den Kosovaren ihr Recht auf Selbstbestimmung bestritten haben.

Ernst S. von Heydebrand, Vallendar

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