© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  13/08 21. März 2008

"Der König von Burladingen": Wolfgang Grupp und sein deutsches Textil-Unternehmen Trigema
Die eigenen Kinder sind einem näher als fremde
Christian Dorn

Seit Jahrzehnten kennen wir das sporadisch immer wiederkehrende Bild vor der Tagesschau: der Schimpanse im weißen Oberhemd von Trigema, der sich - allen billigen Kalauern zum Trotz - zum Affen macht. Es ist ein Augenblick, der bei allem Klamauk doch auf eine Kontinuität verweist: das Bekenntnis zum Produktionsstandort Deutschland (JF 36/05) - jeweils wenige Augenblicke, bevor die Nachrichten von neuerlichen Werksschließungen in Deutschland berichten, die angesichts des Globalisierungsdrucks unausweichlich scheinen.

Wie David gegen Goliath präsentiert sich da der schwäbische Fabrikant Wolfgang Grupp, der sein Familienunternehmen wie "Der König von Burdalingen" führt - so der Titel des SWR-Porträts. Der Chef über 1.200 Angestellte, der seine Firma führt "wie ein kluger, aber gestrenger Landesherr sein Reich", garantiert seinen Mitarbeitern ihren Arbeitsplatz, wofür er im Gegenzug jedem einzelnen höchstes Engagement abverlangt. So bleibt er seiner schwäbischen Heimatstadt treu, während andere Textilunternehmer die Produktion längst ins - vermeintlich - billige Ausland verlegt haben.

Die Kaufentscheidung für Produkte "made in Germany" sieht Grupp denn auch als eine moderne Form des Patriotismus, da sie dem Gemeinwesen zugute kommt. Dabei wird er nie müde, die Standortvorteile und deutschen Standards zu betonen, und verweist - nicht zuletzt - auf eine Binsenweisheit: "Die eigenen Kinder sind einem näher als fremde." Dabei geht die sprichwörtliche "Tuchfühlung" Grupps weit über den Kontakt zu seinen Mitarbeitern hinaus. Auch zum ökologischen Gleichgewicht möchte Grupp beitragen, begann er doch unlängst mit der Produktion biologisch abbaubarer T-Shirts. Damit erlangt der Kreislauf vom Werden und Vergehen etwas wirklich Bodenständiges.

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