© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/08 28. März 2008

Zeitschriftenkritik: Luftrettung
4.600 Gramm, 51 Zentimeter
Werner Olles

Luftrettung, das vierteljährlich mit einer Auflage von über 315.000 Exemplaren erscheinende Magazin der Deutschen Rettungsflugwacht e.V. (DRF), berichtet in seiner aktuellen Ausgabe unter anderem über den Strukturwandel in der hiesigen Krankenhauslandschaft. DRF-Präsident Helmut Nanz macht im Editorial der Zeitschrift darauf aufmerksam, daß durch den strengen Sparkurs immer mehr kleinere Kliniken schließen müssen und damit auch wichtige Notarztstandorte wegfallen. Daher entschieden die Einsatzdisponenten der Rettungsleitstellen inzwischen häufiger, den Rettungshubschrauber als Notarztzubringer zu alarmieren. Zudem müssen nach der Erstversorgung immer mehr Patienten über weite Strecken in Spezialkliniken gebracht werden, weil heute längst nicht mehr jedes Krankenhaus über alle notwendigen Behandlungsmöglichkeiten verfügt. Auch steige die Zahl der Transporte zwischen den verschiedenen Kliniken, um Intensivpatienten eine bestmögliche Behandlung in Fachkliniken zu ermöglichen.

So gewinnt die Luftrettung in Deutschland zunehmend an Bedeutung, was auch an den gesteigerten Einsatzzahlen abzulesen ist. Allein im Jahre 2007 wurde die Luftrettungsallianz mit fast 40.000 Einsätzen so häufig alarmiert wie nie zuvor in ihrer Geschichte. Insgesamt flog die gemeinnützige Luftrettungsorganisation DRF seit ihrem ersten Einsatz im März 1973 bis Januar 2008 über 375.000 Einsätze. Daneben bietet die DRF im Rahmen ihrer Weiterbildungen auch ein hochrealistisches Simulatortraining für Notärzte und Rettungsassistenten an und hat bisher über 1.000 Teilnehmer geschult. Auch der im Sommer 2007 beantragten Zulassung zum Ausbildungsbetrieb für Luftfahrtgeräteprüfer beim Luftfahrtbundesamt (LBA) steht jetzt nichts mehr im Wege. Bisher mußten Prüfer für Luftfahrtzeuge ihre jährlichen Kurse beim Hersteller oder anderen zugelassenen Ausbildungsbetrieben absolvieren. Da die DRF nun selbst Ausbildungsbetrieb ist, werden dadurch Spenden und Beiträge von Förderern frei, die dann wieder direkt in die Luftrettung investiert werden können.

Deutschlandweite Einsätze zwischen Niebüll und Friedrichshafen, Freiburg und Greifswald, Dresden und Aachen dokumentiert anschaulich die interessant bebilderte Rubrik "Lokalnachrichten". Wie man bereits Kindern die Angst vor Notsituationen nehmen kann, schildert dagegen der Beitrag "Was Hänschen nicht lernt ...". Ziel der 2003 von der Deutschen Rettungsflugwacht ins Leben gerufenen Initiative "Kinder lernen helfen" ist neben der Erkennung und Vermeidung von Gefahren und dem Absetzen eines Notrufs auch die Vermittlung von Erster Hilfe.

Und daß sich Ungeborene von exakt berechneten Geburtsterminen oft nur wenig beeindrucken lassen, ist einem Beitrag zu entnehmen, der spannend wie in einem Krimi den schnellen Einsatz eines DRF-Notarztes bei einer hochschwangeren Frau beschreibt. Das Ergebnis des Einsatzes, ein 4.600 Gramm schwerer und 51 cm großer gesunder Junge, machte nicht nur die frischgebackenen Eltern, sondern auch die Luftretter glücklich. Schließlich sehen gerade sie überwiegend schwerverletzte oder kranke Menschen, deren Leben akut bedroht ist. 

Anschrift: Deutsche Rettungsflugwacht, Rita-Maiburg-Str. 2, 70794 Filderstadt. Internet: www.drf.de

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