© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/08 28. März 2008

Frisch gepresst

Heidegger und Jünger. Auch Stürmern und Drängern sei ein Ruhestand vergönnt. Das verspricht Daniel Morats Göttinger Dissertation, die sich Heidegger und den Brüdern Jünger widmet, schon im Titel: "Von der Tat zur Gelassenheit" (Konservatives Denken bei Martin Heidegger, Ernst Jünger und Friedrich Georg Jünger 1920-1960. Wallstein Verlag, Göttingen 2007, gebunden, 592 Seiten, 48 Euro). Nach Lektüre dieser ausgreifenden Studie muß man jedoch konstatieren, daß ihr Ertrag nicht über diese verdichtete Einsicht hinausgelangt. Der Aktivismus der Zeit bis 1933 weicht der kontemplativen Haltung, bei Ernst Jünger dem von seinem Sekretär Armin Mohler so tief verachteten, weil unpolitisch-passiven "Gärtner-Konservatismus". Auch bei dem gern auf "Holzwegen" wandelnden, andächtigen "Seinshirten" Heidegger verliert sich die "Entschlossenheit" zur "Tat" peu à peu nach dem Rektoratsdesaster von 1933/34. Der Historiker Morat zeichnet diese Entwicklung nach, folgt dabei insbesondere für Heideggers Denk-"Geschick" recht unselbständig den einschlägigen philosophiehistorischen Deutungen, vor allem Dieter Thomä ("Die Zeit des Selbst und die Zeit danach", 1990). Ein paar briefliche Einlassungen Heideggers zu Händen des Kunsthistorikers Kurt Bauch, die Morat aus Privatbesitz beibringt, Unbekanntes aus dem Briefwechsel der Brüder Jünger - damit wäre der Neuigkeitswert dieses Werkes im übrigen erschöpft.

 

Pommern. Nach Schlesien, Böhmen und Ostpreußen erschließt die Reihe "Literarische Landschaften" nun "Pommern - Literatur eines verschwiegenen Landes" (Duncker&Humblot, Berlin 2007, broschiert, 197 Seiten, 34 Euro). Tatsächlich muß die Herausgeberin, die Heidelberger Altgermanistin Roswitha Wisniewski, einräumen, daß diese Ostseeprovinz sich wie ein weißer Fleck auf der literaturhistorischen Landkarte ausnimmt. Das liegt auch daran, daß Pommern wenig Wahrnehmbares vorzuweisen hat, auch keine Schriftsteller wie Günter Grass für Danzig oder Gerhart Hauptmann für Schlesien. Der in Stettin geborene Alfred Döblin, über den Karol Sauerland hier schreibt, ist eben nicht der Dichter von Pommerns Hauptstadt, sondern der Autor von "Berlin Alexanderplatz". Der von Wisniewski porträtierte Wolfgang Koeppen, den man seit einiger Zeit in Greifswald zwecks literarischer Traditionsstiftung vereinnahmt, hegte eher "Heimatgefühle für Ortelsburg und Masuren". Vielleicht mag auch der von Burkhard Bittrich vorgestellte Ernst Moritz Arndt dafür durchgehen, als "Sänger Rügens", seiner "Insel der Heimath". Ganz "unerwünschte Erinnerungen" an das 1945 untergegangene Hinterpommern bot die DDR-Literatur zum Thema "Flucht und Vertreibung", auf die Jörg B. Bilke aufmerksam macht.

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