© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  15/08 04. April 2008

Aufgeschnappt
Mangelnde Grundhaltung
Matthias Bäkermann

Der Name des Preises ändert sich und auch die Zielgruppe", verkündet die aus Freiburg im Breisgau stammende Badische Zeitung. Nach fast zwanzig Jahren war den Stiftern - neben dem Regionalblatt die Albert-Ludwigs-Universität - der Namensgeber Gerhard Ritter (1888-1967) nicht mehr ganz koscher. Bei der ersten Vergabe des Nachwuchspreises für Historiker 1989 war der berühmte Freiburger Professor als einer der wenigen oppositionellen Historiker während der NS-Zeit, der zum weiteren Kreis der Verschwörer des 20. Juli gehörte und von den Plänen des Hitler-Attentats wußte, noch ein würdiger Namensgeber. Nun aber, betont BZ-Herausgeber Christian Hodeige, passe er nicht mehr zur "Grundhaltung" des Blattes. Der nationalkonservative Ritter, der in der Fischer-Kontroverse vor einer "Selbstverdunkelung des deutschen Geschichtsbewußtseins" warnte, habe nämlich Sympathien für eine aristokratische Staatsform gehabt und die Schwäche der Weimarer Republik in einer überbordenden Demokratie gesehen.

Nun durfte Wolfgang Jäger, Rektor der Freiburger Universität, der diese Einschätzung laut Badischer "schweren Herzen akzeptierte", am vergangenen Donnerstag in seinem Rektoratszimmer die neue Vereinbarung über den alle zwei Jahre vergebenen und mit 2.500 Euro dotierten Preis unterschreiben. Auch wenn der "Badische-Zeitung-Preis" für den Nachwuchs der philosophischen Fakultät und nun auch der vergleichbaren Einrichtungen an den Universitäten in Basel und Straßburg keinen äußeren Bezug zur Wissenschaft mehr erkennen läßt, ist Jäger "sehr, sehr dankbar", daß die BZ als Stifter des Preises zur Verfügung stehe.

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