© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  15/08 04. April 2008

UMWELT
Olympia-Boykott
Volker Kempf

Daß China ein Unrechtsstaat ist, ist allseits bekannt. Weshalb dort dennoch Olympische Spiele stattfinden sollen, ist daher eigentlich unerklärlich. Nach dem brutalen Einschreiten der chinesischen Armee in Tibet mehrt sich aber die Kritik an einer Teilnahme Deutschlands und anderer Staaten an den Spielen. Das kommt spät, so spät, daß diese Kritik nicht mehr fruchtet. Auch Franz Alt konnte daran bisher nichts ändern, indem er mahnte, Lehren aus den zu Propagandazwecken mißbrauchten Olympischen Spielen von 1936 zu ziehen. China ist nun einmal nur eine "rote" Diktatur, da ist in Deutschland Widerstand immer relativ schwer zu mobilisieren - auch wenn hier viele ein Herz für Tibet haben. Aber es sind nicht nur die Menschenrechtsverletzungen, die zu Kritik Anlaß geben. Tierschützer sind schon lange über China empört.

Da in den letzten Wochen regierungsseitig dazu aufgerufen wurde, Katzen auszusetzen, weil sie angeblich Krankheiten übertragen, werden sie vergiftet und in "Tiertodeslager" gebracht. Freilaufende Katzen werden eingefangen, in Minikäfige von der Größe eines Mikrowellenherdes gesteckt und dort dem Tod durch Verhungern oder Verdursten überlassen. Auch herrscht durch das gestreute Gerücht von ansteckenden Krankheiten, die Katzen angeblich übertragen, eine Welle der Hysterie, weshalb Tiere vielfach auf offener Straße erschlagen werden - auch solche Tiere, die Kinder gerade noch liebevoll gestreichelt haben, werden in ihrem Beisein niedergeknüppelt. Kritikern dieser Praxis droht in China Verfolgung, womit sie zum Schweigen gebracht werden, wie die Daily Mail berichtet. Die Olympischen Spiele sollen schließlich eine saubere Sache werden. Es ist nie zu spät für einen Boykott.

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