© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  17/08 18. April 2008

Der geförderte rote Diktator
Ursachen der Simbabwe-Krise
Klaus Motschmann

Die Reaktionen auf die Wahlfarce in Simbabwe erwecken den Eindruck, als ob der langjährige Diktator Robert Mugabe allein dafür verantwortlich sei. Dabei wird übersehen, welche politischen Kräfte in aller Welt das jetzige Chaos aktiv unterstützt und ermöglicht haben. Der marxistische Ex-Guerillaführer war einer der zuverlässigsten Vollstrecker der sowjetischen Hegemonialpolitik während des Kalten Krieges im südlichen Afrika.

Die Region spielte aus strategischen Gründen (Stimmen in der Uno, Rohstoffe, Kontrolle der Seewege) eine wichtige Rolle. Aus Moskauer Sicht fiel den "nationalen Befreiungsbewegungen" (so auch Mugabes ZANU und später der PF) die Rolle zu, einen Stellvertreterkrieg gegen die "imperialistischen Mächte" zu führen. Die Sowjetunion hat daraus nie ein Hehl gemacht. Bereits Lenin hatte die These vertreten, "daß der Weg nach Westeuropa über Indien" führe. Weniger bekannt ist die vielleicht viel bedeutsamere Unterstützung, die der PF seitens des Weltkirchenrates (WCC) gewährt worden ist.

Seit dem Beitritt der Russisch-Orthodoxen Kirche 1961 ist der "protestantische Vatikan" rasch ins ideologische Kielwasser der kommunistischen Weltbewegung geraten. Er hat sich damit nach dem Urteil vieler Christen in einen "Weltkirchensowjet" verwandelt - ein hartes, aber im Kern zutreffendes Urteil. Es leitet sich aus der Tatsache ab, daß der Genfer WCC auf Menschenrechtsverletzungen im kommunistischen Einflußbereich außerordentlich zurückhaltend reagiert hat, gerade auch im südlichen Afrika.

Der Kampf der "nationalen Befreiungsbewegungen" wurde nicht nur politisch, sondern auch theologisch durch die "Theologie der Befreiung" legitimiert, in der von einem neuen "Kairos" (Anbruch einer Wendezeit und neuen Heilsordnung) die Rede ist. Aber auch an beachtlicher finanzieller Unterstützung der PF fehlte es nicht - trotz der bekannten Verbrechen dieser "Befreiungsbewegung", denen viele Missionare und Nonnen sowie weiße und schwarze Zivilisten zum Opfer fielen. Dazu kamen die Vertreibungen insbesondere weißer Farmer - mit der Folge des Zusammenbruchs einer einstmals blühenden landwirtschaftlichen Region. www.oeaw.ac.at

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