© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  17/08 18. April 2008

UMWELT
Bremer Tempolimit
Volker Kempf

Das rot-grün geführte Bremen hat jetzt als einziges Bundesland ein generelles Tempolimit 120 auf Autobahnen eingeführt. Das dürfte die Berliner an den rot-grünen Senat unter Walter Momper erinnern, der noch Rigideres beschlossen hatte - und damit im Juni 1989 Zehntausende Auto-Fans zum Protest auf die Straße trieb. Doch wenn es nach dem grünen Bremer Umweltsenator Reinhard Loske geht, soll das Beispiel Schule machen für ganz Deutschland - mit einer Bundesratsinitiative. Der Umweltschutzgedanke spielt hierbei eine tragende Rolle, da - laut Studien des Umweltbundesamtes und anderer - der Spritverbrauch mit der Geschwindigkeit überproportional ansteigt. Eine ähnliche Diskussion gibt es derzeit auch jenseits des Rheins, speziell im Elsaß, wo schon Tempo 130 gilt.

Aber kann man es nicht dem einzelnen Autofahrer überlassen, wieviel Sprit er verbrauchen will? In der Tat spaltet ein generelles Tempolimit auf Autobahnen in Befürworter und Gegner, wenn es nur mit dem Umweltschutzgedanken begründet wird. Mindestens so wichtig ist der Aspekt, daß der per se langsame LKW-Verkehr in den letzten 15 Jahren stark zugenommen hat - in der Regel auf der rechten Spur. Auf der linken Spur wird hingegen trotz explodierter Benzin- und Dieselpreise weiter gerne auf das Gaspedal getreten und mit Tempo 160, 180 oder noch mehr gefahren. Dazwischen gerät der Autofahrer, der nur 120 fahren will, in Streß, wie eine aktuelle Studie bestätigt. Wo bleibt also die Freiheit dieses "Mittellagers"? Die kommt unter die Räder. Der Verkehr fließt am besten, wenn er einigermaßen homogen ist. Ein Tempolimit sorgt also für weniger Streß, Unfälle und ist auch ein Beitrag zum Umweltschutz.

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