© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  17/08 18. April 2008

Meldungen

"Gehälter der Zocker in den Banken reduzieren"

WÜRZBURG. Der Wirtschaftswissenschaftler Ekkehard Wenger hält angesichts der Finanzkrise den vom Internationalen Bankenverband (IIF) geplanten "Kodex für internationale Banken" für unzureichend. Eine dringend erforderlich Maßnahme "würde darin bestehen, daß man die Gehälter der Zocker in den Banken mindestens um den Faktor zehn reduziert", erklärte der Würzburger Professor für Bank- und Kreditwirtschaft im Deutschlandfunk. Die Banken litten darunter, "daß Milliarden und Abermilliarden an Boni an Investmentbänker abfließen und für die Aktionäre nichts übrigbleibt". Wenn der Staat nun zur Eindämmung der Finanzkrise aktiv werde, dann sollte er auch das machen, "was dringend notwendig wäre, nämlich den Aderlaß der Banken zugunsten ihrer Führungskräfte zu stoppen. Was hier an Milliarden durch den Schornstein gegangen ist beziehungsweise in die Taschen der Investmentbanker geflossen ist, ist eine der Ursachen für diese Krise - wahrscheinlich sogar die wichtigste", so Wenger. "Denn natürlich wird mit diesen Vergütungen auch der Anreiz zum Zocken gesteigert, und wo das hinführt, das sehen wir gerade im Moment." Wenger hatte schon 1998 vergeblich vor der Fusion von Daimler-Benz und dem defizitären US-Konzern Chrysler gewarnt.

 

Grundsatzkritik an EU-Agrar­subventionen

BERLIN. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und die Hilfsorganisation Oxfam Deutschland haben eine gerechtere Verteilung der EU-Agrar­subventionen gefordert. "Viele der Großempfänger steigern schlicht ihre Gewinne mit den Zuwendungen, statt gesellschaftliche Leistungen zu erbringen", erklärte Oxfam-Agrarexpertin Marita Wiggerthale. Laut Oxfam erhält die Emsland-Stärke GmbH über 14 Millionen Euro, der niederländische Konzern Vion 6,4 Millionen Euro und der US-Getreidekonzern Cargill 4,9 Millionen Euro und der US-Tabakkonzern Philip Morris 540.447 Euro pro Jahr von der EU. "Arbeitsintensive Betriebe werden massiv benachteiligt, denn sie bekommen umgerechnet nur ein Zehntel von dem, was rationalisierte Ackerbaubetriebe je Arbeitskraft erhalten", kritisierte der AbL-Chef Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf.

 

Ein Drittel aller Lkws in Europa fährt leer herum

STRASSBURG. Der FDP-Europaabgeordnete Alexander Graf Lambsdorff hat den Plan der EU-Kommission zur CO2-Verminderung als "obrigkeitsstaatlichen Weg" kritisiert. Durch mehr Freiheit und Wettbewerb ließe sich hingegen mehr für den Klimaschutz erreichen. "So fährt heute knapp ein Drittel aller Lkws in Europa leer auf unseren Straßen herum. Der Grund liegt in wettbewerbswidrigen Auflagen, mit denen die Mitgliedsstaaten die Kabotage, also die Aufnahme von Frachtgütern in anderen Ländern, immer noch massiv behindern", erklärte Lambsdorff in der Welt. "Will ein Unternehmer Güter per Bahn von Dänemark nach Portugal transportieren, dann erhält er spätestens von der französischen Bahn die Auskunft, daß man ihm nicht sagen kann, wie lange der Transit dauern wird." Deshalb sei es so schwierig, nicht von der Bahn auf die Straße auszuweichen.

 

Zahl der Woche

Auf 1.026,4 Milliarden Euro stiegen im vergangenen Jahr die Einnahmen der öffentlichen Haushalte - das waren 3,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Dies führte zu einem Finanzierungsüberschuß von 10,9 Milliarden Euro. 2006 hatte es noch ein Defizit von 18,7 Milliarden Euro gegeben.

(Quelle: Statistisches Bundesamt)

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