© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  17/08 18. April 2008

Leserbriefe

Zu: "Vorauseilender Gehorsam" von Michael Kreuzberg, JF 15/08

Bestätigung

Ob Karikaturen, Papstzitat in Regensburg oder Wilders-Film - immer die gleiche Antwort: "Wenn du noch einmal sagst, daß ich gewalttätig bin, dann schlag' ich dir den Schädel ein!" Ja, merkt denn keiner, wie widersinnig diese Reaktion ist? Nämlich gerade die Bestätigung für das, was dem Islam vorgeworfen wird?

Ilse Conrad-Kowalski, Lübeck

 

 

Zu: "Schmerzhafte Stiche" von Werner Olles, JF 15/08

Vormärz war schon vorbei

Die vorliegende Zeitschriftenkritik von Werner Olles zeugt von Ahnungslosigkeit: Für eine 1849/50 erschienene Zeitschrift lag der Vormärz mindestens ein Jahr zurück, denn so bezeichnet man gemeinhin die Zeit zwischen dem Ende der Befreiungskriege bzw. den Karlsbader Beschlüssen und der '48er Märzrevolution.

Daß im (Staats-)Verlag C. H. Beck eine kritische Zeitschrift zur Juristerei verlegt wird, scheint mir eher unwahrscheinlich; Bücher dieser Provenienz (außer Sprach-Kram) kaufe ich als Systemliteratur grundsätzlich nicht mehr.

Hans-Christof Tuchen, Berlin

 

 

Zu: "Kein Schneeparadies im Himalaya" von Peter Kuntze, JF 15/08

Nachdenken und informieren

Daß sich ein Grund für den Boykott der Olympischen Spiele finden würde, war seit dem Tag der Nominierung Chinas als Austragungsland zu erwarten. Ich tue mich etwas schwer mit der kritiklosen Anhimmelung des Dalai Lama und gleichzeitigen Verurteilung Chinas.

Man muß kein Freund von Sozialismus oder Kommunismus sein, um zu sehen: Was sich seit 1949 in China positiv verwandelt hat, ist fast unglaublich!

Ich bin in China geboren, habe die Machtübernahme durch die Kommunisten miterlebt und meine Erfahrungen mit der Mentalität der Menschen gesammelt. Gewalt als Mittel zur Lösung von Konflikten ist Chinesen als primitivste aller Möglichkeiten seit Jahrtausenden wesensfremd und findet nur im Notfall Anwendung. Derartigen Notfällen waren sie allerdings oft genug ausgesetzt, nicht selten durch das Zutun westlicher Mächte (Opiumkrieg, ungleiche Verträge usw.). Leibeigenschaft und Erniedrigung von Frauen gehörte in China vor 1949 zur dortigen Kultur. Der Großteil der Bevölkerung war froh, daß diese Art von "Kultur" durch das moderne China zerstört wurde.

Wer will die alten Zustände in Tibet wiederherstellen? Wieder her mit der Leibeigenschaft und Sklaverei wie zu Zeiten des Dalai Lama, für die er als weltliches und geistliches Oberhaupt voll verantwortlich war? Wir sollten darüber nachdenken und uns informieren, bevor wir uns zu einem Boykott äußern.

Jürgen Jungnickel, Engelsbrand

 

Ein Zeichen der Solidarität

Wieder rollen Panzer in der Volksrepublik China, um eine demokratische Volksbewegung blutig niederzuschlagen - wie schon einmal 1989 in Tibet und auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking. Trotzdem will der dafür verantwortliche kommunistische Staats- und Parteichef dort die Olympischen Spiele mit Friedenstauben eröffnen. Verhindern können wir das wohl nicht mehr. Aber niemand kann uns freie, friedliebende Menschen zwingen, an dieser Heuchelei und Lüge teilzunehmen.

Daher hat die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) in Frankfurt/Main alle Menschen mit Herz und Verstand dazu aufgerufen, auf die Teilnahme an diesen Spielen zu verzichten. Mögen die chinesischen Sportler durch den Gewinn sämtlicher Medaillen für ihr hartes Training entschädigt werden. Sie und das ganze chinesische Volk werden verstehen, daß sich dieser Verzicht nicht gegen sie richtet, sondern ein Zeichen der Solidarität der freien Welt gegen Tyrannei ist.

Und dem IOC, das sich mit der Vergabe Olympischer Spiele an eine Diktatur wie schon in Moskau hoffnungslos verrannt hat, wollen wir klarmachen, daß es die nächsten Spiele nicht an den Sudan vergeben kann, während auch dort ein Völkermord stattfindet.

Dr. Reinhard Gnauck, Wiesbaden

 

 

Unsachlich und empörend

Der Artikel soll angeblich provokativ sein. Aus meiner Sicht ist er einfach nur dumm. Der Autor betet nur die chinesische Propaganda nach. Ich selbst bin Buddhist und kenne mich ziemlich gut mit tibetischer Geschichte aus.

Der Autor schwadroniert über die tibetische Geschichte, als fühle er sich zum Experten berufen. Ich bezweifle, daß er sich jemals ernsthaft mit tibetischer Geschichte beschäftigt hat. Sie sollten vielleicht mal jemanden zu Wort kommen lassen, der Professor für Tibetologie ist.

Als Buddhist und Mitglied der Tibet-Initiative Deutschlands finde ich Ihren Artikel empörend.

Claas-Henning Wolfs, Bochum

 

 

Zu: "Europa und sein Eroberer" von Doris Neujahr, JF 15/08

Heizt Kampf der Kulturen an

Die Meinungsfreiheit war bis vor wenigen Jahren ganz massiv durch ein von den Medien exekutiertes öffentliches Schweigen zur muslimischen Migration nach Europa eingeschränkt. (Doris Neujahr nennt es die "Verschwörung des Schweigens".) Es war ein mediales Tabu, bis der Prozeß irreversibel wurde. Die Thematisierung von Migrationsproblemen wurde regelmäßig mit dem Vorwurf der geistigen Brandstiftung niedergehalten.

Wenn jetzt solche Filme in den gleichen Medien breit diskutiert werden, dann bedeutet das noch nicht, daß die spontane Meinungsfreiheit ausgebrochen ist - die Verschwörer des Schweigens sitzen noch immer in ihren Redaktionen. Der Film scheint allerdings geeignet zu sein, einen Kampf der Kulturen zwischen zwei der größten Weltreligionen mit Milliarden von Gläubigen anzuheizen. Als Deutscher und Europäer kann ich daran kein Interesse haben.

Helmut Birke, Dresden

 

 

Zu: "Ich habe die Konsequenzen gezogen", Interview mit Ute Graf, JF 15/08

Berufslaufbahn für die Reform

Zu der völlig richtigen Feststellung von Frau Graf zu den konservativen Elementen der DDR-Schule sollte angemerkt sein, daß es in diesem Teilbereich unterlassen wurde, Veränderungen am vorgefundenen deutschen Schulsystem vorzunehmen. Dies blieb sozusagen als Sonderweg Westdeutschland - weitgehend ohne Bayern - nicht erspart. Die "Reformitis" der Willy-Brandt-Ära hatte auch das Geld, um den dafür vermeintlich erforderlichen akademischen Apparat zu installieren. Das gleiche Personal konnte Jahre später die Folgen beispielsweise bei der Rechtschreibschwäche aufwendig untersuchen und somit eine Berufslaufbahn von und für die Reform hinlegen.

Wolf-Peter Schmidt, Paderborn

 

 

Zu: "Sommerzeit aus Vergnügungssucht" von Klaus Peter Krause, JF 14/08

Arizona macht's nicht mit

Für Kritiker der Sommerzeit ist es tröstlich zu wissen, daß ein Staat von allen Staaten der EU und den Vereinigten Staaten von Amerika den Humbug der Sommerzeit nicht mitmacht: Es ist Arizona, der "wilde Westen".

Raimund Kluber, Darmstadt

 

 

Zu: "Zäher Stellungskampf" von Thorsten Hinz, JF 14/08

Nur ein Linsengericht

Erika Steinbachs hohe Verdienste um die Belange der deutschen Heimatvertriebenen hat Autor Hinz treffend gewürdigt. Das war für diese Frau - sie stammt wie ich aus Westpreußen - eine große Leistung, alle Anfeindungen und Niederträchtigkeiten ertragen zu haben. Aber doch: Jetzt hat sie am Ende ihrer politischen Laufbahn in der CDU statt Anerkennung nur ein "Linsengericht" erhalten.

Mit dem beschriebenen "Sichtbaren Zeichen" sind wir als Deutsche geistig nochmals vertrieben worden, und die bitter nötige würdige Gedenk- und Trauerstätte hat die herrschende Parteien-Kaste vorerst verhindert.

Dietmar Neumann, Neu Wulmstorf

 

 

Reiten auf der PC-Welle

Sie fragen ganz richtig, wie es nur möglich sei, daß immer neue Aktivisten nachwachsen, die in Deutschland stets das Gegenteil von dem verlangen, was in anderen Ländern immer schon selbstverständlich war und ist.

Je mehr man die "historisch singuläre" Schuld des eigenen Volkes bekennt und Einsichtsfähigkeit mit Bereitschaft zur lebenslänglichen Reue bekundet, um so mehr moralische Reife und Überlegenheit "beweist" man, gleichzeitig surft man aber auch gekonnt auf der aktuellen Welle der PC - oftmals zum eigenen Vorteil.

Solche smarten Aktivisten (Typ HJ-Führer), viele ideologisch verbohrt, gab es auch in der NS-Zeit schon und in der DDR allemal. Es waren hundertfünfzigprozentige PGs und zum Beispiel Kreisbauernführer im Warthegau oder in der Ukraine. Sie meinten zuallererst die Einheimischen Deutsch lehren zu müssen, obwohl es doch darauf ankam, einvernehmlich optimal Nahrungsmittel zu produzieren, wozu die deutsche Sprache bekanntlich nicht notwendig war.

Ihre Nachkommen schreiben heute - als fortschrittliche Historiker und Lehrer etwa - ihren Zeitgenossen bzw. Schülern vor, wie über die eigene Geschichte, besonders die NS-Zeit zu urteilen ist, und tragen die dazu passenden Fakten vor, obwohl es doch darauf ankommt, zu erfahren, "was wirklich geschehen ist".

Es gibt zu jeder Zeit Nutznießer und Nutznießerchen, für die es opportun ist, mit den Wölfen zu heulen. So befürworten eben 95 Prozent der Medien das Anliegen von Thierse und Meckel.

Hasso von Wedel, Hamburg

 

 

Zu: "Grabpflege und Gesinnungsprüfung" von Hans-Joachim von Leesen, JF 14/08

Keinen Pfennig mehr

Wir beschmutzen das eigene Nest, wie es schlimmer nicht geht. Jetzt werden schon NPD-Mitglieder, die noch dazu Landtagsabgeordnete sind, aus dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ausgeschlossen, weil deren Ziele mit dem VDK unvereinbar sind. Man vergißt völlig, daß das von vielen Menschen gewählte Abgeordnete sind!

Es soll auch keiner auf den Gedanken kommen, der Volksbund sei ein Verein, der der toten Soldaten als Helden gedenkt, die ihr junges Leben für ihr Vaterland gaben. Deshalb werden auch heute alle Kasernen unbenannt, die an die tapferen Soldaten des Zweiten Weltkriegs erinnern. Doch jeder Soldat muß in jedem Krieg, gleich welcher Politik, sein Bestes geben.

Deshalb bekommt der Volksbund von uns keinen Pfennig mehr.

Renate Alt, Leipzig

 

 

Zu: "Übergabeverhandlung" von Michael Paulwitz, JF 13/08

Nicht willens

Während der zumindest fragwürdigen Islam-Konferenz scheint Bundesinnenminister Schäuble nicht willens zu sein, den beteiligten Muslim-Verbänden die erforderlichen Grenzen einer ehrlichen Integration - ohne irgendwelche Takiya, versteht sich - aufzuzeigen.

Der spektakuläre Auftritt des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan wird für diese Konferenz keineswegs förderlich gewesen sein. Erdogan hat selbstverständlich türkische Interessen vertreten. Ebenso selbstverständlich scheinen deutsche und europäische Interessen auf der Islam-Konferenz auf der Strecke zu bleiben.

Daß man dazu von unserer Bundeskanzlerin Merkel trotz ihrer Richtlinien-Kompetenz wenig bis gar nichts hört, wundert eigentlich nicht. Aus den Verlautbarungen aus dem Kanzleramt kann man unschwer entnehmen, daß sie für den Beitritt der Türkei zur EU eintritt, dies aber noch nicht laut sagen möchte; denn noch stehen Wahlen an.

Hans Demmeler, Memmingen

 

 

Zu: "Erinnerungspolitische Krisenzonen" von Thorsten Thaler, JF 13/03, und "Der Große Bruder sieht alles" von Doris Neujahr, JF 14/08

An den Ketten mitgeschmiedet

Nun reicht nicht einmal mehr der allgegenwärtig betriebene Kult mit der Schuld - ein weiterer Höhepunkt ist erreicht: die Installierung des Ständigen Sekretariats der Holocaust Task Force in Berlin. Was bis jetzt nur schwer dingfest zu machen unter "Political Correctness" lief, wird nun in der neuen Supervisionsinstitution manifest.

Die Macht dieser Einrichtung ist den Worten Steinmeiers abzulesen, der mit Eifer an den Ketten mitschmiedet, die vorsorglich als "Halsschmuck" selbst für unsere Ungeborenen gedacht sind, anstatt daß er amtseidgemäß seine Kräfte dafür einsetzt, Schaden vom Deutschen Volke zu wenden.

Eine perversere Steigerung von Sippenhaft ist gar nicht denkbar.

Jürgen M. Streich, Alveslohe

 

 

Zum Schwerpunktthema: "'Steht auf, wenn Ihr Christen seid!'", JF 13/08

Judentum am erfolgreichsten

Sie widmen sich dem Themenkreis "Das Christentum und seine Werte stehen unter Druck". Auf dem Feld der Religionen machen Sie drei Spieler aus: das laue, feige und schrumpfende Christentum, den expansiven Islam, den aggressiven Atheismus und als Schiedsrichter die herrscherische PC.

Der wirkmächtigste vierte Spieler aber, das Judentum, wird nicht erwähnt. Dabei ist doch nicht zu übersehen, daß die Strategie dieses Spielers die erfolgreichste der zurückliegenden 60 Jahre ist. Er weiß genau, was er will, ist geduldig und beharrlich im Verfolgen seiner Ziele und glaubt fest an die Kraft der Erinnerung an die Schoa. Der Islam setzt mehr auf Masse durch Einwanderung und Geburtenrate und ist vom Koran als Kraftquell überzeugt.

Das gelähmte Christentum dagegen ist der Verlierer. Millionen seiner Spielanhänger haben die Mannschaft enttäuscht verlassen, denn die Spielführer glauben nicht mehr an die Kraft der Erlösungsbotschaft des Jesus von Nazareth, so wie sie vor 2.000 Jahren von Paulus in die Welt getragen wurde. Eklatantes Beispiel der jüngsten Zeit ist die einem christlichen Pfarrhaushalt entstammende Bundeskanzlerin, die in ihrer Jerusalemer Rede eine "Erinnerungskultur" an die Schoa über alles stellte.

Wer wird übrigbleiben auf dem deutschen Spielfeld der Religionen?

Jürgen Rieck, Eschborn

 

Zu: "Robben besser geschützt als Verbraucher" von Volker Kempf, JF 14/08

Das Gegenteil von dem tun, was der Staat will

Schon vor 30 Jahren habe ich eine Zuckersteuer gefordert. Denn damals habe ich festgestellt, daß bereits die Babies in der Gläschen-Nahrung auf Zucker getrimmt werden. Ich halte Zucker für eine Art von Rauschgift, um die Leute abhängig zu machen. Unsere Kinder bekamen deshalb selbstzubereitete Speisen. Zum Glück haben sie fast alles gegessen. Auch heute noch liefert unser Garten alle Früchte, die bei uns wachsen. Meine Frau kocht Marmelade, von der unsere Enkel ganz begeistert sind. Coca Cola und andere gesüßte Getränke gibt es bei uns nicht. Und vor 300 Jahren gab es noch keinen Zucker. Süßes hatte man in Form von Obst und Honig. Das reichte, und alles war etwas Besonderes.

Ihr Zitat "Iß nicht, was in der Werbung angepriesen wird, und du lebst schon halbwegs gesund" bringt die Sache auf den Punkt. In diesem Zusammenhang dürfte ein Ausspruch meines Großvaters von Interesse sein, der 1952 starb: "Du mußt immer das Gegenteil von dem tun, was der Staat von dir will". Ich habe diesen Satz nicht vergessen, weil er mir als Kind zu unglaubhaft war. Heute kann ich meinen Großvater bestens verstehen.

Udo Knau, Minden/Westfalen

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