© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  18/08 25. April 2008

Aufnahme verfolgter Christen
Unangebrachter Einwand
von Peter Freitag

Innenminister Schäuble hat vorgeschlagen, verfolgte Christen aus dem Irak auf alle EU-Staaten verteilt aufzunehmen - und erntet dafür Kritik: von roten und grünen "Migrationsexperten", Pro-Asyl und einigen Ministerkollegen. Zu "selektiv" an Religionskriterien orientiert sei  sein Ansinnen. Dabei sind die Christen die wohl einzige Gruppe der irakischen Binnenvertriebenen, die sich weder in eine Region mit eigener Mehrheit noch in einen Nachbarstaat zurückziehen können.

Besonders unangebracht ist der Einwand von SPD-Mann Edathy, der bezweifelte, daß "Bibelkenntnisse eine zwingende Voraussetzung" sind, um sich gut zu integrieren. Wie wahr, aber darum geht es ja gerade nicht. Die Christen im Irak sind deshalb dem Furor rachsüchtiger Landsleute ausgesetzt, weil sie sich wegen ihrer Konfession und Lebensweise leicht der Kollaboration mit den Besatzungsmächten verdächtig machen. Diese Verfolgungsursache wiederum kann im Umkehrschluß sehr wohl begünstigen, daß sich Angehörige dieser Minderheit leichter integrieren lassen als andere Zuwanderer aus dem Morgenland. Humanitäre Hilfsleistungen schließen die Berücksichtigung der Interessen des eigenen Staates nicht aus. Angesichts schlagzeilenträchtiger Auswüchse von "Multikulti" darf - besser: muß - ein deutscher Innenminister "selektiv" sein.

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