© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  18/08 25. April 2008

Aufgeschnappt
Effektive Fürsprecher
Matthias Bäkermann

Die Duruks waren verzweifelt. Ihr neuer Hausbesitzer renovierte auf Teufel komm' raus ihr Heim am Viehmarkt in der oberpfälzischen Stadt Neumarkt. Fenster und Türen wurden herausgerissen, das seit vielen Jahren dort wohnende türkische Ehepaar inmitten der staubigen Baustelle seinem Schicksal überlassen. Ihre am Amtgericht erwirkte Einstweilige Verfügung ignorierte der Vermieter und ließ seinem Treiben erst durch die Polizei Einhalt gebieten. Bis dahin war dieser Mietrechtsstreit einer von vielen ähnlichen Fällen in Deutschland.

Doch diesmal eilte der türkische Generalkonsul Mehmet Selim Kartal aus Nürnberg seinen Landsleuten zu Hilfe und wußte die Angelegenheit zusammen mit den von ihm herbeigerufen Journalisten türkischer Medien in probater Manier zu beschleunigen. "Quälerei für türkische Mieter" (Hürriyet ), schlagzeilten die Revolverjournalisten und beeilten sich, der Geschichte eine politische Schlagseite zu geben. Neumarkt wurde dann schnell zur "Nazi-Stadt", obwohl der Miethai aus der Tschechei stammte und auch mit deutschen Mietern ähnlich verfährt, ein "Rassismus" des "deutschen Hausbesitzers" (Milliyet) prononciert. Umgehend machte Neumarkts Oberbürgermeister Thomas Thumann die Zivilrechtsangelegenheit zur Chefsache. Weil der Fall von der türkischen Presse "höchst instrumentalisiert" wurde, besorgte das aufgeschreckte Stadtoberhaupt den Türken sofort eine neue Wohnung. Derweil sorgte Turgay Hilmi, Honorarkonsul der Türkischen Republik Nordzypern, für prominenten Rechtsbeistand: Die Anwaltskanzlei Dr. Günther Beckstein aus Nürnberg vertritt nun auf seine Bitte die Duruks.

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