© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  21/08 16. Mai 2008

Parlamentswahlen in Serbien
Klares Unentschieden
von Jörg Fischer

In der Nacht auf Pfingstmontag feierten die Anhänger von Boris Tadić in Belgrad ausgelassen ihren Wahlerfolg. "Die Bürger haben unmißverständlich den europäischen Weg Serbiens bestätigt", erklärte der Präsident - und viele westliche Medien und Politiker ließen sich von der Euphorie anstecken. Doch Tadić' Bündnis "Für ein europäisches Serbien" erhielt weniger als 39 Prozent - selbst zusammen mit den Wirtschaftsliberalen sowie ungarischen und albanischen Minderheitenvertretern erreicht es keine Parlamentsmehrheit. Denn die hat rechnerisch weiter das "patriotische" Lager Serbiens inne.

Die Radikalen (SRS), deren Chef Vojislav Šešelj sich vor dem Haager Strafgerichtshof (TPIY) für Kriegsverbrechen serbischer Paramilitärs in Kroatien und Bosnien verantworten muß, bleiben stärkste Partei. Aber SRS, das konservative DSS/NS-Bündnis von Premier Vojislav Koštunica und die Postkommunisten (SPS/PUPS/JS) eint vor allem vehemente Ablehnung der vom Westen sanktionierten Unabhängigkeit des Kosovo. Zudem will Tadić eine solche Regierung "mit allen demokratischen Mitteln" verhindern. Doch Koštunica hat eine erneute Koalition mit den Tadić-Parteien wegen der Kosovo-Frage ausgeschlossen. So könnte die 2000 mit westlicher Hilfe gestürzte SPS des verstorbenen Slobodan Milošević zum Zünglein an der Waage werden.

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