© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  21/08 16. Mai 2008

Süss ja - Bitter nein
Dolce Vita
Ellen Kositza

Wer Kinder hat, kennt das Phänomen von einem Geburtstagsspiel: Die Kleinen müssen mit verbundenen Augen erraten, was ihnen da zu Munde gereicht wird. Senf oder Schokolade geht noch leicht. Aber wie schnell wird das Frikadellenstück für Banane gehalten. Daß Geschmack mitnichten Glückssache ist, sondern erstens erlernbar, zweitens schichtspezifisch ausgebildet ist und sich drittens durch ein Land-Stadt-Gefälle ausprägt, zeigt eine Studie aus Österreich. Insgesamt schlitterten die getesteten 385 Kinder knapp an einem "Mangelhaft" hinsichtlich ihrer "sensorischen Wahrnehmungsfähigkeiten" vorbei. Dabei wurden nicht kulinarische Feinheiten erprobt, sondern schlicht die Unterscheidung zwischen den Hauptgeschmacksrichtungen süß, salzig, bitter und sauer. Während Süßes noch von einem Dreiviertel der Heranwachsenden erkannt wurde, mußte über die Hälfte bei der Zuweisung von "sauer" und "bitter" passen. Als signifikant erwies sich der Unterschied zwischen geschmackssichereren Gymnasiasten und Hauptschulkindern, die sich generell eher als "Genießer" von Fertigmahlzeiten einordneten. Landkinder schnitten deutlich besser ab als Städter mit ihrem höheren Konsum an Weißbrot und sogenannten Softdrinks. Fazit: Über Geschmack läßt sich nicht streiten!

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