© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  22/08 23. Mai 2008

Anspruch auf Hauptschulabschluss
Maßlosigkeit
von Heino Bosselmann

Mit dem gesetzlichen Anspruch auf einen Hauptschulabschluß will die SPD die von ihr in neoliberalen Reformen mitverschuldete deutsche Armut bekämpfen. Olaf Scholz, einst glückloser SPD-Generalsekretär, ist als Arbeits- und Sozialminister reaktiviert und meint charismatisch: „Ich mache nicht mehr mit bei der Aussage, daß wir nicht genug Geeignete haben, um die beruflichen Herausforderungen der Zukunft zu meistern.“

Die Sozialdemokraten wollen vor dem Hintergrund des neuerlich deprimierenden Armutsberichts nicht sehen, daß die von ihr mitverantworteten Reproduktionsbedingungen der Wirtschaft und das sakrosankte Bekenntnis zu Wachstum und Globalisierung immer mehr Menschen von Wohlstand und kultureller Teilhabe ausschließen. Die Parole „Bildung, Bildung, Bildung!“ folgt einer Erziehungsphantasie, die suggerieren soll, allen wäre alles möglich. Institutionelle Angebote wünschen sich eine Aktivierung für Menschen, die sich nicht unbedingt aktivieren lassen. Für die hohe Zahl von cirka 8 Prozent Schulabbrechern werden bereits 3,3 Milliarden Euro an Auffangmaßnahmen aufgewendet und führen im Resozialisierungswahn häufig zu Maßnahmekarrieren. Maßnahmen aber können nicht heilen, was gewerkschaftliche und unternehmerische Maßlosigkeiten verderben.

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