© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  22/08 23. Mai 2008

2018 – Der Ölcrash: Katastrophen-Szenario von einem Europa ohne Öl
Reiche Einnahmen – düstere Zukunft
Christian Dorn

Bertolt Brechts legendärer Vers zum Pfingstfest („Zu Pfingsten / sind die Geschenke am geringsten / während Ostern und Weihnachten / noch etwas einbrachten“) ist nicht nur aus religiösen Gründen zu verwerfen, sondern auch aus fiskalischen. So bescherte dieses Pfingstfest den Ölmultis reiche Einnahmen. Schätzungsweise sollen die Tankstellen Deutschlands an diesem Wochenende 670 Millionen Euro durch ihren Benzinverkauf eingenommen haben – soviel wie nie zuvor. Doch auch diese unbarmherzige Abzockerei könnte schon bald vorbei sein, wenn es kein Öl mehr gibt.

Ein entsprechendes Katastrophen-Szenario vom Versiegen des Öls entwirft der Filmemacher Stéphane Meunier. In der Produktion „2018 – Der Ölcrash“ verwebt er Experten-Interviews und fiktionale Handlungsstränge miteinander, um die drohende Unterversorgung plastisch zu machen. In der Welt Meuniers hält das derzeitige System – trotz steigenden Ölpreises – bis zum Jahr 2018. Da unterbricht ein Terroranschlag die Ölversorgung, so daß innerhalb von zehn Tagen die Welt im Chaos versinkt. Denn außer Benzin fehlt das Öl auch der übrigen Industrie, in der Pharmazie ebenso wie im Textilsektor. Bevölkerungsmassen sind von einem auf den anderen Tag arbeitslos.

Die fiktive Recherche einer Journalistin, der zufolge die Ölgesellschaften ihre Reserven und Förderkapazitäten seit den 1980er Jahren viel zu hoch angesetzt haben, unterstützen die realen Expertisen des Insiders Nicolas Sarkis. Laut dessen Erkenntnissen gibt es „keine unabhängige Instanz, die diese erhöhten Zahlen verifiziert hat“. Und Jeremy Rifkin, Direktor der Stiftung Economic Trends, setzt noch einen drauf und fragt sich, „ob der Untergang des Ölzeitalters bereits 2010 beginnt“. Dafür spricht, daß der Ölpreis Anfang 2008 erstmals die Marke von 110 Dollar erreicht hat.

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