© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  23/08 30. Mai 2008

Schutz der Artenvielfalt
Polittheater in Bonn
von Volker Kempf

Die Menschheit vermehrt sich, die Weltwirtschaft wächst, der Flächenverbrauch geht weiter, die Plünderung der Fischbestände und die Rodung der Regenwälder auch. Die Wirtschaft setzt sich gegen die ökologische Vernunft regelmäßig durch, so daß selbst auf Rügen für die Kiesausbaggerung und gegen den Naturschutz entschieden wird. Das kann nur zu Lasten der Artenvielfalt gehen. Also mußte eine UN-Artenschutzkonferenz her, die noch bis zum 30. Mai in Bonn tagt. Aber was kann das schon bringen? Eine Kursänderung? Wohl kaum.

In dieser verzweifelten Lage fällt dem WWF auch nichts anderes mehr ein, als per Pressemitteilung auf Angela Merkel zu hoffen. Denn 40 Millionen Euro will Merkel für Schutzgebiete in ärmeren Ländern bereitstellen, andere Länder nicht. Mit etwas Geld soll alles weiterlaufen wie geschmiert. Aber Geld zu verteilen, ist keine politische Kunst. Man sollte es auch zielorientiert reinholen, durch eine Fleischsteuer in den Wohlstandsnationen. Denn das Fleisch für die Menschen auf Erden bedeutet viel Vieh und wenig Artenvielfalt. Aber Politiker fassen in Bonn keine heißen Eisen an, mahnen, hier und da ein paar Euro lockerzumachen, und die Presse berichtet brav. Dann geht der Vorhang wieder zu, die Transparente der Umweltschützer werden eingerollt, und das Polittheater ist zu Ende - bis zur nächsten Aufführung.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen