© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  23/08 30. Mai 2008

CD: Hardrock
Wie früher
Jörg Fischer

Schuster, bleib bei deinen Leisten" - so umschrieb einmal der frühere Metro-Vorstandschef Hans-Joachim Körber die Strategie des deutschen Handelsriesen. Also nur in den Bereichen das Geschäft betreiben, in denen Erfahrung und Kompetenz so unbestritten wie die Marktchancen sind. Diese Erkenntnis scheint sich auch immer mehr in der alternden, aber immer noch hard-rockenden Szene durchzusetzen: genau die Musik machen, welche die potentiellen Hörer und CD-Käufer auch wollen.

David Coverdale, in den Siebzigern vier Jahre lang Sänger bei der Hardrock-Legende Deep Purple, wurde Ende der achtziger Jahre mit Whitesnake zum Multimillionär. Doch danach verließ den in den USA lebenden Briten die Inspiration, und er wich vom musikalischen Erfolgspfad ab. Während die Whitesnake-Alben "Ready And Willing" (1987) und "Slip Of The Tongue" (1989) weltweit auf den vorderen Plätzen der Verkaufshitparaden zu finden waren, dümpelte "Restless Heart" (1997) unter ferner liefen herum. 2003 besann sich Coverdale schließlich eines Besseren und ging mit fast komplett ausgetauschter Musikerschaft - aber den alten White­snake-Erfolgen im Gepäck - wieder auf Tournee. Anfang 2006 erschien die aufwendig produzierte Konzert-DVD "Live - In The Still Of The Night", die nur die beliebten Klassiker enthält und den inzwischen 56jährigen Coverdale in Hochform zeigt. Zum Jahresende gab es dann die "Live... In the Shadow of the Blues"-Doppel-CD. Kürzlich kam mit "Good To Be Bad" (SPV) nun das erste Whitesnake-Studioalbum seit über einem Jahrzehnt heraus - und es dürfte keinen Anhänger der weißen Schlange enttäuschen.

Musikalisch noch besser hat die Rückkehr zu den Wurzeln der einst erfolgsverwöhnte Don Dokken (JF 14/07) hinbekommen. Zwar ist auf dem jetzt herausgekommenen neuen Dokken-Album neben dem 54jährigen Sänger und Namensgeber sowie Schlagzeuger Mick Brown nur noch die Hälfte der Ursprungsbesetzung an Bord. Doch mit Jon Levin (Gitarre) und Barry Sparks (Baß) wurde schon vor vier Jahren (anläßlich des eher mittelmäßigen "Hell To Pay"-Albums) ein überaus kompetenter Ersatz für den auf musikalische Abwege geratenen George Lynch und Jeff Pilson engagiert. Die neue Dokken-CD "Lightning Strikes Again" (Frontiers Records/Soulfood) erweist hingegen schon mit dem Albumtitel der erfolgreichen Vergangenheit eine eindeutige Reminiszenz: So hieß eine 1986 ausgekoppelte Hitsingle der "Under Lock And Key"-LP. Die zwölf Titel auf "Lightning Strikes Again" bieten all das, worauf die Dokken-Freunde seit Jahren vergeblich gewartet haben. Statt wie in den neunziger Jahren kurzlebigen modischen Trends hinterherzulaufen, knüpft man an die zwei Jahrzehnte alten Erfolgsrezepte an: melodischen Hardrock mit Ohrwurmpotential, aber dennoch harten Gitarrenklängen und eingestreutes balladeskes Material wie der Titel "Oasis", der vor allem Frauenherzen ansprechen dürfte. Speziell die ersten drei Lieder "Standing On The Outside", "Give Me A Reason" und "Heart To Stone" klingen äußerst konservativ - und das ist gut so!

Ebenfalls an alte Zeiten anknüpfen wollten vier britische Avantgarde-Rockmusiker, die ab 1981 als Asia einige Jahre Millionenerfolge feierten. Doch was die Endfünfziger Geoff Downes (JF 46/06), Steve Howe, Carl Palmer und John Wetton unter dem programmatischen Titel "Phoenix" (Frontiers Records/Soulfood) vergangenen Monat abgeliefert haben, klingt leider ausgebrannt. Bestenfalls gibt es Durchschnittskost, meist nur gepflegte Langeweile. Asia 2008 sind kein Phönix aus der Asche - lediglich die von Altmeister Roger Dean (www.rogerdean.com) gestaltete CD-Hülle kann sich sehen lassen.

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