© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/08 06. Juni 2008

Eingeschränkte Meinungsfreiheit
Geschichtspolitik: Linksextremisten verhindern an der Universität Potsdam einen Vortrag von Erika Steinbach
Felix Krautkrämer

Linksextremisten haben in der vergangenen Woche einen Vortrag der Präsidentin des Bundes der Vertriebenen und Bundestagsabgeordneten Erika Steinbach (CDU) an der Universität Potsdam verhindert.

Steinbach sollte zur hoch- und spätmittelalterlichen Ostsiedlung bis zum 14. Jahrhundert sprechen. Der Vortrag war als Auftaktveranstaltung für eine Vortragsreihe des Historischen Instituts der Universität zur Siedlungsgeschichte der Deutschen in Ostmitteleuropa geplant. Bereits zuvor hatte der Allgemeine Studentenausschuß (Asta) der Universität gegen die Veranstaltung protestiert. Der Öffentlichkeitsreferent des Asta, Tamás Blénessy, vom zur Linken gehörenden Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) warf dem Bund der Vertriebenen Revanchismus und eine "Blut-und-Boden-Rhetorik" vor.

Steinbach wurde dafür kritisiert, daß sie 1990 im Bundestag gegen die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze gestimmt hatte. Unterstützt wurde der Asta bei seinem Protest durch die linksextreme Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA).

Am Abend dann blockierten etwa 60 linke Demonstranten mit Transparenten den Zugang zum Auditorium Maximum, in dem Steinbachs Vortrag stattfinden sollte. Auch ein Umzug der Veranstaltung in andere Räumlichkeiten wurde von den Linksextremisten verhindert. Zudem wurden Veranstaltungsteilnehmer mit Wasserbomben beworfen. Ein 69 Jahre alter Mann wurde durch Glassplitter einer Flasche im Gesicht verletzt, die aus den Reihen der Demonstranten geworfen worden war. Als sich die Proteste auch auf die Bürogebäude der Universität ausweiteten, wurde die Polizei gerufen. Die eintreffenden Beamten lösten die Blockade auf und nahmen die Personalien von 26 Demonstranten auf.

Asta-Mann Blénessy äußerte sich "entsetzt" über das Verhalten beteiligter Professoren. Diese hätten die Polizei zum "Draufhauen" aufgefordert. Einige von ihnen seien sogar handgreiflich geworden. Die Universitätsleitung zeigte sich von der Eskalation überrascht. Man habe zwar mit Protesten gerechnet, aber nicht erwartet, daß diese so ausarten würden, sagte die Pressesprecherin der Universität, Janny Armbruster, der jungen freiheit.

Am Dienstag zog Erika Steinbach nun die Konsequenz aus den Angriffen und dem zögerlichen Verhalten der Universität und verzichtete auf die weiteren geplanten Vorträge. "Die Erfahrung der letzten Woche hat gezeigt, daß die Leitung der Universität Potsdam einen auch nur ansatzweise störungsfreien Verlauf der Vortragsreihe nicht gewährleisten kann", sagte Steinbach. Die BdV-Vorsitzende sprach von "verblendeten und gewaltbereiten Gruppierungen", denen nach eigener Aussage "Randale lieber als Information und Diskussion" sei. In einer weiteren Konfrontation sehe sie keinen Sinn.

Foto: Erika Steinbach

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