© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  25/08 13. Juni 2008

Fahnenschänder
Patriotismus: Grüne Jugend zieht keine Konsequenzen
Felix Krautkrämer / Marcus Schmidt

Die Schändung einer Deutschlandfahne auf dem Bundeskongreß der Nachwuchsorganisation Grüne Jugend bleibt offenbar ohne politische Konsequenzen. Der Vorfall, der sich bereits Ende Mai in Bonn ereignete und in der vergangenen Woche von der JUNGEN FREIHEIT auf ihrer Internetseite aufgedeckt worden war (www.jungefreiheit.de), hatte deutschlandweit für Empörung gesorgt. Auf der Internetseite der Grünen Jugend waren mehrere Tage lang Bilder zu sehen, auf denen drei junge Männer augenscheinlich auf eine am Boden liegende Deutschlandfahne urinieren (siehe auch das Bild auf Seite 1).

Der Vorstand der Grünen Jugend lehnte eine Stellungnahme gegenüber der JF ab und wollte sich zunächst auch nicht von dem Vorfall distanzieren. Nachdem auch die Bild-Zeitung, die Frankfurter Allgemeine Zeitung sowie weitere Medien den Fall aufgegriffen hatten, ruderte die Grüne Jugend zurück. Die Bilder verschwanden von der Internetseite, und der Sprecher der Grünen Jugend, Jan Philipp Albrecht, versicherte, daß es sich bei dieser "Aktion" um das "Verhalten von Einzelpersonen am Rande dieser öffentlichen Veranstaltung" gehandelt habe.

Scharfe Kritik von der Jungen Union

Auch die Mutterpartei ging auf Distanz: "Wir begrüßen, daß die Grüne Jugend sich eindeutig von dem Vorgang am Rande ihres Bundeskongresses distanziert hat", sagte die Geschäftsführerin der Bundesgrünen, Steffi Lemke, der Bild-Zeitung. Politische Konsequenzen für die Beteiligten kündigten die Grünen allerdings nicht an.

Scharfe Kritik kam von der Jungen Union (JU), die die Fahnenschändung als einen "Anschlag auf unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung" bezeichnete. Der Vorfall dürfe nicht folgenlos bleiben. "Die dafür Verantwortlichen müssen ihre Ämter niederlegen", forderte die stellvertretende Bundesvorsitzende der JU, Nina Bender. Das schwarzrotgoldene Fahnenmeer während der Fußball-Europameisterschaft werde ohne Zweifel die Stimmung in der Bevölkerung besser widerspiegeln als das peinliche Verhalten der "ewiggestrigen Grünen Jugend". "Der Versuch, die deutsche Flagge dadurch zu entehren und unser Land zu verunglimpfen, zeigt, daß dieser Verband keine ernstzunehmende politische Interessenvertretung der Jugendlichen sein kann", sagte die Nachwuchspolitikerin.

Die Führung der Grünen Jugend versucht mittlerweile, die Fahnenschändung auf ihrem Bundeskongreß als harmlosen Scherz darzustellen. "Die Jungs haben gar nicht uriniert, sondern die Szene nur gestellt", sagte der Vorstandssprecher der Grünen Jugend, Jan Philipp Albrecht, gegenüber Focus-Online. Zeugen könnten dies seiner Meinung nach bestätigen.

Strafrechtlich ist die Sache für die beteiligten Nachwuchs-Grünen indes noch nicht ausgestanden. In der vergangenen Woche ging bei der Staatsanwaltschaft Köln eine Anzeige wegen des Verdachts der Verunglimpfung von Staatssymbolen ein. Den Tätern drohen bis zu drei Jahre Haft oder eine Geldstrafe.

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