© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  25/08 13. Juni 2008

UMWELT
Vegetarier leben länger
Volker Kempf

Der Milch- und Rindfleischverbrauch beeinflußt das Weltklima, denn Kühe setzen bei ihrem Verdauungsprozeß Methangas (CH4) frei. Fleischkonsum trägt auch indirekt zum Hunger in der Welt bei, weil für eine Kalorie Fleisch mehrere Kalorien Pflanzennahrung eingesetzt werden. So gesehen bringt Fleischverzicht Vorteile. Aber gilt das auch für die Vegetarier selbst, die in Veganer (essen keine tierischen Produkte), Ovo-Lakto-Vegetarier (essen kein Fleisch, aber Milchprodukte und Eier) sowie "moderate" Vegetarier (essen gelegentlich Fleisch) unterteilt werden? Eine Langzeitstudie des Deutschen Krebsforschungszentrums aus den drei Gruppen ergab: Vegetarier leben länger als der Durchschnitt der Bevölkerung. Das liegt aber nicht am fehlenden Fleischkonsum, sondern am gesünderen Lebensstil der Vegetarier.

Es spielt keine Rolle, ob gelegentlich Fleisch gegessen wird oder gar keines. Veganern mangelt es zwar an den Vitaminen B12 und D sowie Kalzium. Aber das macht ihnen offenbar nichts aus, Fleischverzicht führt nicht zwangsläufig zu Mangelerscheinungen. In einer Studie der Wa-shington-Universität in St. Louis zeigten Rohköstler sogar höhere Vitamin-D-Werte als Konsumenten der typischen fleischlastigen US-Kost - ihre Knochen waren zwar leichter, aber keineswegs weniger stabil. Die meisten Vegetarier würden sich aus Ekel vor Fleisch vegetarisch ernähren, weniger aus religiös-ethischen Motiven. Aber das könnte ein vorschneller Schluß sein. Denn wer lange Zeit kein Fleisch gegessen hat, der entwickelt meist auch einen Ekel vor diesem Lebensmittel und bedenkt darüber oft seine ursprünglichen religiös-ethischen Motive nicht mehr - sie sind ihm in Fleisch und Blut übergegangen.

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