© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  25/08 13. Juni 2008

Papas bester Freund
Hol mir mal 'ne Dose Bier: Das Stuttgarter Fraunhofer-Institut präsentiert einen Service-Roboter für den Haushalt
Robert Backhaus

Durchbruch in der Roboterbranche: Auf der Automatica, der großen Automatenmesse, die zur Zeit in München läuft, wird endlich ein Roboter gezeigt, der eine volle Dose Bier aus dem Kühlschrank holt. Auf den auf deutsch gegebenen Befehl "Hol mir mal 'ne Dose Bier!" ruckt er los, ab in die Küche, öffnet die Kühlschranktür, schnappt sich eine Dose und bringt sie dem Befehlsgeber.

Wohlgemerkt, er schnappt sich nicht irgendwas, keine Cola zum Beispiel. Er spürt mit Hilfe seiner Sensoren exakt das Bier in der Dose und schnappt es sich. Ansonsten ist nichts Besonderes an dem Monster, das übrigens vom Fraunhofer-Institut in Stuttgart konstruiert wurde und den schönen Namen "Care-O-Bot 3" trägt. Es ist ziemlich groß für heutige Roboterverhältnisse, etwa 1,50 Meter hoch, und es kann auf Bügeln, Geschirrspülen oder Spiegeleier-Herstellen programmiert werden. Guter Leistungsdurchschnitt also, allenfalls.

Aber die Sache mit dem Bierholen ist ein Hammer. Sie bedient exakt das aktuelle Bedürfnis jener vielen Fußballfans, die zur Zeit vor der Glotze sitzen und kein EM-Spiel, keine Minute davon versäumen wollen. Sie brauchen Bier. Aber ihre Frau oder ihre Kinder weigern sich, es zu holen, entweder weil sie sich prinzipiell innerfamiliären Befehlen widersetzen oder selber das Spiel sehen wollen. Care-O-Bot 3 kommt wie gerufen.

Kleine Mängel sind da entschuldbar. Zum Beispiel ist Care-O-Bot 3 nicht in der Lage, den Inhalt von massiven gläsernen Flaschen abzuschätzen, er braucht die dünne Wand des Weißblechs. Auch kann er nicht zwischen Kühlschrank und Kleiderschrank unterschieden. Man muß ihm den Weg zur Dosenbox zu Beginn des Spiels ausdrücklich zeigen, man muß ihn auf Bierholen programmieren, so wie man ihn bei Bedarf extra auf Bügeln, Putzen oder Spiegeleier programmieren muß. Das kann lästig werden.

Indes, "Care-O-Bot 3 ist ungeheuer lernfähig", versichern die Konstrukteure. Es könnte passieren, daß er im Verlauf der EM Lust bekommt, sich selber in den Sessel zu fläzen und sich die Spiele anzugucken. Und das Ding ist schwer und läßt sich nicht leicht wegheben. Wer holt ihm dann das Bier?

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