© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  26/08 20. Juni 2008

Lang lebe der Zeitungsartikel!
Essays von G. K. Chesterton
Georg Alois Oblinger

Der 2006 gegründete Elsinor Verlag hat sich der Literatur verschrieben, möchte allerdings eher weniger bekannte Werke bedeutender Autoren dem deutschen Leser zugänglich machen - und zwar stets in einer Neu-Übersetzung. Unter diesem Vorzeichen hat der Verlag auch zwei Chesterton-Bücher vorgelegt: einen Essayband sowie eine Sammlung von zwölf Erzählungen und Märchen, die ebenfalls abschließt mit zwei Essays über die Bedeutung von Märchen. Der Verlag hat angekündigt, im Spätsommer einen weiteren Chesterton-Band herauszubringen.

Erneut zeigt sich, daß Gilbert Keith Chesterton (1874-1936) ein Schriftsteller ist, den man nicht nur an Gedenktagen würdigt, sondern von dem auch mehr als siebzig Jahre nach seinem Tod für den deutschen Leser fortwährend Neues erscheint. Das Reservoir dieses äußerst produktiven Intellektuellen ist noch lange nicht erschöpft, und das Interesse an seinen Werken hält unvermindert an.

Insgesamt hat Chesterton über hundert Bücher und mehr als 4.000 Zeitungskolumnen und Essays hinterlassen. Wenn gerade dieses scheinbar so kurzlebige Genre der Zeitungsartikel dem Verfasser dennoch eine so langlebige Lesergemeinde beschert hat, kann das nur heißen, daß sich diese Texte durch ihr geistiges Niveau, durch zeitlose Themen oder enorme geistige Weitsicht auszeichnen. Wahrscheinlich treffen auf Chestertons Texte sogar alle drei Kriterien zu. Meist geht er von einer Alltagsbeobachtung oder einem persönlichen Erlebnis aus und zieht dann Schlußfolgerungen bezüglich eines Themas, das in der Gesellschaft kontrovers diskutiert wird. Immer wieder überrascht er dabei mit Paradoxen und originellen Wendungen.

Das Themenspektrum ist weit gefächert. Es umfaßt Politik, Geschichtsschreibung, Koedukation, Umgangsformen, heidnische und christliche Bräuche. Seine Erzählungen und Märchen - wobei sich beide Begriffe nie genau von einander abgrenzen lassen - zeigen uns meist Menschen, die körperlich und geistig unterwegs sind. Das ganze Leben ist für Chesterton eine lange Reise auf der Suche nach der Wahrheit.

Wer logisches Denken ebenso sehr schätzt wie geistreichen Humor, wird an Chesterton seine wahre Freude finden. Für den Neuling sind diese beiden Bändchen eine Möglichkeit zum Einstieg. Der wahre Chesterton-Liebhaber wird eh nicht auf sie verzichten wollen.       

Gilbert Keith Chesterton: In den Sand geschrieben. Betrachtungen. Elsinor-Verlag, Coesfeld 2007, broschiert, 140 Seiten, 12,90 Euro

Gilbert Keith Chesterton: Mit Heimweh daheim. Erzählungen und Märchen. Elsinor-Verlag, Coesfeld 2007, 160 Seiten, 12,90 Euro

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