© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/08 27. Juni 2008

Meldungen

Geburtenrate: Kinder in Konkurrenz der Genüsse

STUTTGART. Seit 1980 scheint eine endlose Reihe statistischer Erhebungen zu belegen, daß sich in den westlichen Industrieländern die weibliche Erwerbstätigkeit ungünstig auf die Geburtenrate auswirkt. Im Soziologendeutsch: Am negativen Effekt der Erwerbstätigkeit auf die Fertilität sei nicht zu zweifeln. Die beiden Mannheimer Sozialwissenschaftler Jette Schröder und Josef Brüderl sehen dies aufgrund der Ergebnisse eigener "Kausalitätstests" im Rahmen des von der Landesstiftung Baden-Württemberg geförderten Forschungsprojekts "Familienpolitik - Erwerbstätigkeit - Fertilität" ganz anders (Zeitschrift für Soziologie, 2/2008). Ihre Befragungen  lieferten "plausible Argumente" dafür, daß der Zusammenhang sich geradezu umkehre: Die Fertilitätsabsicht bestimme die Erwerbstätigkeit. Da Frauen seit den 1980er Jahren nicht mehr dem festen, von "Familienarbeit" bestimmten "Lebensverlaufsmuster" ihrer Mütter folgen, sondern Lebenspläne verfolgen, die sich stärker am Erwerbsleben ausrichten, entschieden sich nur noch Frauen mit "sehr ausgeprägter Kindorientierung für die Nichterwerbstätigkeit". Die große Mehrzahl treffe ihre Fortpflanzungsdisposition jedoch vor Beginn der Berufstätigkeit, so daß das Erwerbsleben kaum Einfluß auf den Kinderwunsch bzw. den Verzicht auf Kinder habe. Viel wichtiger für den auch von Männern zu verantwortenden Geburtenrückgang sei statt dessen die "Konkurrenz  der Genüsse": Frauen und Männer seien immer weniger bereit, den durch Kinder erzwungenen Verzicht auf Freizeit und Konsum zu akzeptieren.

 

Litauen: Totalitäre Symbolik verboten

Wilna. Das litauische Parlament in Wilna verabschiedete vergangene Woche ein Gesetz, das die Zurschaustellung von Hakenkreuz und Hammer und Sichel fortan unter Strafe stellt. Dazu gehören Flaggen, Uniformen und andere Memorabilien. Ausgenommen davon sind Weltkriegsveteranen "beider Seiten" an besonderen Gedenktagen. Da dieses Gesetz vorwiegend auf die totalitäre Symbolik der sowjetischen Besatzungszeit zielt, regte sich umgehend Protest aus Moskau. Das Gesetz sei eine "Beleidigung für alle sowjetischen Soldaten, die im Kampf um die Befreiung des Baltikums von den Nazis" ums Leben gekommen seien, sagte der Präsident des russischen Oberhauses, Sergej Mironow, der Agentur Itar-Tass.

 

Erste Sätze

Blume bekam zu seinem 19. Geburtstag einen Aquarellkasten, eine Flasche Kognak und den Gestellungsbefehl.

Hans J. Stenzel: Erlebnisse eines Drückebergers, Berlin 1965

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