© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  30/08 18. Juli 2008

Zeitschriftenkritik: Pax et Gaudium
Frühe Errungenschaften
Werner Olles

Das zweimonatlich erscheinende Geschichtsmagazin Pax et Gaudium befaßt sich in seiner aktuellen Ausgabe als Schwerpunktthema unter anderem mit der zweitausend Jahre alten Badekultur. Dabei nähert sich die Zeitschrift ihrem Thema aus unterschiedlichen Richtungen, schildert die Leistungen antiker Hochkulturen in Sachen Wasserversorgung, unterzieht dabei aber vor allem das generelle Bild vom angeblich wasserscheuen Mittelalter einer geharnischten Revision. Umfangreiche Belege für eine rege private und öffentliche Badekultur sind uns inzwischen jedoch bereits aus der mykenischen und minoischen Kultur bekannt. So berichtete beispielsweise Homer im 8. Jahrhundert v. Chr. in seinen Epen davon.

Im Mittelalter waren hingegen die Badehäuser ein fester Bestandteil der städtischen Kultur. Im Wien zählte man am Ende des 13. Jahrhunderts 21 öffentliche Badestuben, und in Paris konnten sogar 26 nachgewiesen werden. Möglich waren nicht nur Mischformen von Schweiß- und Wannenbädern, die Badehäuser waren auch Arbeitsplatz für Scherer, Bader und Wundärzte, die hier ihren Tätigkeiten nachgingen und aus den Badestuben gewissermaßen "Sozialstationen" machten. Doch trugen die oft "moralisch bedenklichen Verhältnisse" in vielen Badehäusern neben dem enormen Anstieg der Brennholzpreise schließlich dazu bei, daß im Verlauf des 15. und 16. Jahrhunderts eine zunehmende Ablehnung des Badens überhaupt aufkam. So bereiteten Prostitution und in ihrem Gefolge die "Französische Krankheit" (Syphilis) drastische Erhöhungen der Badepreise sowie politische Erwägungen - die Obrigkeit vermutete, daß sich aufrührerische Bewegungen hier breitmachten -, aber auch die Angst vor krankmachenden Stoffen der jahrhundertealten Badekultur des Mittelalters den Garaus.

Über den "Alltag auf mittelalterlichen Schiffen" heißt es in einem weiteren Beitrag, daß man damals vorzugsweise in Sichtweite von Land fuhr, oft bogenförmig von Hafen zu Hafen. Drohte ein Unwetter war das Schiff so leichter hinter einer Insel, einer schützenden Landzunge oder in einem befestigten Hafen in Sicherheit zu bringen. Doch lauerten neben der rauhen See noch manche anderen Gefahren wie Meuterei, Schiffbruch, Seeräuber, Skorbut oder der Mangel an Trinkwasser bei einer längeren Flaute auf die Seeleute. All diesen Unbilden zum Trotz standen die Entdeckungsfahrten von Christoph Kolumbus, Amerigo Vespucci, Vasco da Gama, Magellan und ihren wagemutigen Nachfolgern am Beginn einer neuen Epoche der Menschheitsgeschichte, der Neuzeit.

"Von Jägern und Gejagten" berichtet der Beitrag über "Die Jagd im steinzeitlichen Europa". Tatsächlich gilt das Falkenbuch Friedrichs II. von Hohenstaufen "Von der Kunst, mit Vögeln zu jagen" (De arte venandi cum avibus), entstanden in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, bis heute immer noch als die "Bibel" der modernen Falkner. Für die Zeit Friedrichs II. war es in jedem Falle eine wahrhaftig geistige Revolution und großartige kulturelle Leistung und hat dem "Falkenkaiser" völlig zu Recht das lobende Prädikat eines modernen Wissenschaftlers eingebracht.

Anschrift: Ludwig Fischer Verlag. Severinusweg 2, 53894 Mechernich-Kommern. Einzelpreis 5,90 Euro, Jahresabo 29,40 Euro. Internet: www.spassangeschichte.de

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