© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  30/08 18. Juli 2008

Meldungen

Studienabbrecher: kein Problem mieser Lehrer

WEINHEIM. In seiner neuesten Evaluation der deutschen Hochschullandschaft, die Anfang Juli vorzeitig bekannt wurde, zeigt der Wissenschaftsrat gewaltige Defizite in der "Lehre" auf und plädiert für eine teure "Nachrüstung", um die didaktischen Fähigkeiten Tausender Dozenten zu verbessern. Auf das unzureichende Lehrtalent führt der Wissenschaftsrat auch die hohen Studienabbrecher-Quoten zurück, die fächerübergreifend bei durchschnittlich 25 Prozent liegen. Zu vorsichtigeren Einschätzungen der Ursachen des Studienabbruchs gelangt allerdings Werner Georg in einer "Mehrebenenanalyse" des Phänomens (Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation, 2/08). Die "didaktische Lehrqualität" spielt Georgs Erhebungen zufolge für die Abbruchentscheidung nur eine geringe Rolle. Entscheidender, auch bedeutender als Prüfungsangst oder arbeitsmarktbezogene Probleme, ist die geringe Identifikation mit der Rolle als Student und mit dem Hauptfach. Die Fachidentifikation ist bei Geistes- und Sozialwissenschaftlern geringer ausgeprägt als bei Medizinern, Naturwissenschaftlern und Juristen, so daß letztere auch häufiger das Studium vollenden.

 

Nietzsche-Rezeption aus angelsächsischer Sicht

LONDON. Warum er denn eine so große Bibliothek benötige, fragte der jüngst verstorbene Nicolaus Sombart (JF 29/08) seinen berühmten Vater, den Nationalökonomen Werner Sombart, und erhielt zur Antwort: "Damit ich den Nordpol nicht zweimal entdecke." Klarer ausgedrückt: um stets auf der Höhe der Forschung zu bleiben. Angelsächsische Forscher sind da weniger skrupulös. Da vor allem die deutsche Seite sich nicht darin übertreffen läßt, Oxford und Harvard als akademischen Olymp zu preisen, glaubt man dort, in der "splendid isolation", an der Spitze des Erkenntnisfortschritts zu marschieren. Ein Beispiel für viele, gerade in den Geisteswissenschaften, bietet nun Max Whytes Versuch über die Nietzsche-Rezeption im Dritten Reich am Beispiel Alfred Baeumlers (Journal for Contemporary History, 2/08). Whyte, der in Cambridge mit einer thematisch verwandten Arbeit promoviert wurde, schafft es, die gesamte "kontinentale" Forschung des letzten Jahrzehnts auszublenden, bis hin zur italienischen Bestandsaufnahme "Nietzsche nach dem ersten Weltkrieg" (2007), um am Ende eben den Nordpol ein zweites Mal entdeckt zu haben.

 

Erste Sätze

Dat was in dat Johr 1829 up den Jehann'nsdag, dunn satt en Mann in de deipste Trurigkeit in 'ne Eschenlauw in en ganz verkamenen Goren. Fritz Reuter:

Ut mine Stromtid,

Leipzig 1862

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