© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  33/08 08. August 2008

Bonner Streit um Herbert-Hupka-Strasse
Verlorene Heimat
von Detlef Kühn

Vor zwanzig Jahren hatte man in der Bundeshauptstadt Bonn noch kein Problem mit den Mittel- und Ostdeutschen. Am 17. Juni fanden Kranzniederlegungen für die Opfer des Volksaufstandes in der DDR statt. Am Tag der Heimat wurde der Opfer von Flucht und Vertreibung aus den deutschen Ostgebieten gedacht, an die auch eine liebevoll gestaltete Ausstellung im Beueler Rathaus erinnerte. Vertriebene fühlten sich im von der CDU dominierten Bonn wohl und mit ihren Erinnerungen an die verlorene Heimat gut aufgehoben.

 Dies hat sich geändert, wie die CDU erfahren mußte, als sie kürzlich vorschlug, eine Straße nach dem 2006 verstorbenen Bundestagsabgeordneten und Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft Schlesien Herbert Hupka zu benennen. SPD, Grüne und Bonner Bürgerbund lehnten ab, weil sie, außer daß Hupka bis zu seinem Tode in Bonn gelebt hatte, keine Bezüge zur Stadt zu erkennen vermochten. Zumindest den SPD-Vertretern dürfte allerdings bewußt gewesen sein, daß Hupka als Gegner der "Neuen Ostpolitik" 1972 ihre Partei verlassen hatte und zur CDU übergetreten war. Insofern bestand ein Unterschied zur Grünen-Politikerin Petra Kelly, nach der 2006 in Bonn eine Allee benannt wurde. Die CDU sollte sich allerdings fragen, warum sie ihre Mehrheit im eher bürgerlichen Bonn dauerhaft verloren hat.

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