© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  34/08 15. August 2008

WIRTSCHAFT
Armut, unter der auch Kinder leiden
Klaus Peter Krause

Politiker und Medien sprechen gedankenlos von Gesundheitsreform oder Klimaschutz. Dabei soll nicht die Gesundheit, sondern das Gesundheitswesen sowie die Gesundheitspolitik mit der Gesetzlichen Krankenversicherung reformiert werden. Und das Klima kann kein Mensch schützen. Das macht nämlich, was es will - auch ganz ohne anthropogenes Kohlendioxid (CO2). Schützen kann sich der Mensch nur vor den Klimawirkungen - mit Kleidung, mit Behausung oder mit dem Wechsel in angenehmere Klimazonen. Ebenso zu einem geflügelten Wort ist "Kinderarmut" geworden. Was mag in Deutschland Kinderarmut sein? Für hiesige Verhältnisse ist der Begriff ziemlich irritierend. Er klingt so, als gehe es um Kinder, die arm sind, weil sie auf sich allein gestellt sind. Auch hat man dabei verwaiste Kinder vor Augen, die herumstreunend auf der Straße leben und sich dort selbst durchschlagen müssen wie etwa in Städten Südamerikas.

Doch solche Kinder können nicht gemeint sein. Oder sind es Kinder, die zwar nicht-arme Eltern haben, von diesen aber in Armut gehalten werden? Wohl kaum. Tatsächlich sind es Kinder, die aufwachsen in armen Familien, bei armen Eltern oder armen Elternteilen. Präziser wäre, von "Armut, unter der auch Kinder leiden", zu sprechen. Diese Armut, so liest man, habe "eine historisch neue Größenordnung" erreicht. Wer sich darüber wundert, sollte daran denken, daß Deutschland ein Einwanderungsland ist und nicht Reiche, sondern in der Regel Arme einwandern. Die bleiben zu lange oder immer arm. Dazu kommen die Armen unter den Deutschen, die von den Sozialtransfers leben. Wie deren aller Kinder aus der drohenden Dauerarmut herausholen? Da helfen als Rüstzeug nur Bildung und Ausbildung. Staatliche Politik muß dafür alles tun. www.oeaw.ac.at

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