© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  34/08 15. August 2008

Leserbriefe

Zur Meldung "Brandursache bleibt ungeklärt", JF 33/08

Eine Entschuldigung bitte

Nachdem die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen zum Wohnhausbrand, bei dem neun Frauen und Kinder türkischer Herkunft ums Leben kamen, ergeben haben, daß es keine Hinweise auf Brandstiftung oder einen Anschlag gibt, warte ich jetzt auf eine Entschuldigung der türkischen Politiker, Verbände und Medien dafür, daß sie uns Deutsche ohne vorherige Klärung der tatsächlichen Umstände  international als Rassisten und Nazis gebrandmarkt haben. Und wenn der Chefredakteur von Hürriyet nur ein bißchen Anstand hätte und an einem gedeihlichen Zusammenleben zwischen Deutschen und Türken interessiert wäre, würde gerade seine Zeitung sich bei Deutschland und den Deutschen für Kommentare wie "Der deutsche Staat betreibt Faschismus" oder "Die Deutschen assimilieren die Türken, und wo sie es nicht können, verbrennen sie sie" entschuldigen.

Karl Strausberger, Mainz

 

 

Zu: "Sportler und Gaukler" von Karl Hafen, JF 33/08

Lauter Relativierer

Jetzt hat die Fackel mit dem olympischen Feuer Peking erreicht und war in der Presse unter dem Riesenporträt von Mao Tse-tung, einem der großen Massenmörder der jüngeren Geschichte, zu sehen. Das ist die vielbeschworene Trennung und Unabhängigkeit des Sports von der Politik. Schande über Samaranch, Rogge, Verbruggen, Vesper, Bach und alle anderen Diktaturversteher und Relativierer, die diesen extremen Mißbrauch der Olympischen Spiele, diese öffentliche Demütigung der Sportler und der Weltöffentlichkeit zu verantworten haben.

Dr. Reinhard Gnauck, Mainz

 

 

Zu: "Linksschwenk ins Chaos" von Michael Paulwitz, JF 33/08

Kaninchenzüchterverein

Die SPD zeigt sich mal wieder von ihrer selbstzerstörerisch-suizidalen Seite und offenbart einmal mehr ein "seltsames" innerparteiliches Demokratieverständnis. Querköpfe gehören zu jeder Partei. Einen gelassenen Umgang demonstriert in diesem Fall die Union. Klaglos erträgt sie Heiner Geißler oder Rita Süssmuth. Mag man den Bochumer Genossen noch zugestehen, daß sie intellektuell die Tragweite ihres Vorgehens nicht einschätzen konnten, Beck dagegen zeigt einmal wieder Führungsschwäche. So kleinkariert würde kein Kaninchenzüchterverein vorgehen.

Chris Förster, Mannheim

 

 

Zu: "Ideologische Barrieren" von Jürgen Liminski, JF 33/08

Trägt Politik in Familien hinein

Lassen wir doch einmal alle Ideologie - auf beiden Seiten - weg und blicken wir auf ein Beispiel aus dem Leben: Ich bin in eine bayerische Handwerkerfamilie hineingeboren worden. Es wurde in unserer Familie aus Überzeugung immer schon die CSU gewählt. Mein Vater verstarb, als ich acht Jahre alt war, und meine Mutter heiratete vier Jahre später wieder. Mein Stiefvater  war strammes SPD-Mitglied.

Als Gymnasiast trat ich der Schüler-Union bei. Ich war ein Fan von FJS, für den mein Stiefvater nur Verachtung übrig hatte. Nie werde ich vergessen, wie er mich unter Androhung von Repressalien zwang, ein Glückwunschschreiben an den neugewählten Bundeskanzler Willy Brandt zu unterzeichnen. Und auch die Watsche spüre ich heute noch, die ich empfing, als ich einmal den Namen Brandt verballhornisierte ("Willy Weinbrandt"). Wenn ich mir heute vorstelle, wie ich mich bei Wahlen gefühlt hätte, wenn ich eine Stimme gehabt hätte, diese aber von meinem Stiefvater der SPD gegeben worden wäre, dann wird mir schlecht.

In meiner Familie war es leider so, daß meine Mutter sehr schwach und ihrem Mann hörig war. Ich hätte also als SU-Mitglied machtlos zusehen müssen, wie mit meiner Stimme für eine Partei votiert wird, die ich niemals wählen würde.

Die Befürworter des Familienwahlrechts gehen von intakten Familien aus, bei denen beide Ehepartner politisch einer Meinung sind. Nach meinen Beobachtungen und Erfahrungen der letzten 20 Jahre sind aber solche Familien weitaus in der Minderheit. Vielmehr findet man häufig Ehen, bei welchen der Mann als Unternehmer zu FDP oder CDU/CSU neigt, der weibliche Gegenpart sich jedoch für die Grünen erwärmt. Ein Familienwahlrecht trägt die Politik mit allen Konsequenzen in die Familien hinein und wird meines Erachtens in vielen Familien für große Spannungen sorgen. Es wird viel mehr schaden als nützen.

Veit Scherzer, Ranis

 

Hans-im-Glück-Mentalität

Der Autor artikuliert die Gleichgültigkeit der heutigen Deutschen gegenüber dem eigenen Volk. Da vor allem die Moslems kinderreich sind, wird ein Wahlrecht aller hier geborenen Kinder uns, die Eingeborenen, sofort aufs Altenteil setzen. Die Scharia kommt dann 25 Jahre früher. Die Hans-im-Glück-Mentalität der Deutschen ist einmalig.

Jürg Rückert, Herbertingen

 

 

Zu: "Links und Rechts" von Dieter Stein, JF 31-32/08

Skandal erster Ordnung

Dringender Appell an alle Nichtlinken: Wehrt Euch gegen die naziähnlichen, diffamierenden Angriffe der militanten Linken. Zu lange haben unsere gewählten Volksvertreter der nichtlinken Parteien dem undemokratischen Gehetze der Linken feige in Agonie zugesehen. Rechts und rechtsextrem wird zusehends mit Absicht vertauscht, ohne historische  Begründungen. Das ist schon ein Skandal erster Ordnung.

Wilfried Fremdling, Braunschweig

 

 

Zu: "'Gegen Landser helfen rote Panzer'" von Felix Krautkrämer, JF 31-32/08

Unehrenhaftes Gezeter

Das unehrenhafte Gezeter und Gekeife um das öffentliche Rekrutengelöbnis vor dem Reichstag läßt den Glauben an die vom deutschen Volk gewählten Volksvertreter als erbärmlich erscheinen. Erst der Streit der Berliner Verwaltungsbehörden um den Ort des Gelöbnisses und darüber, daß der Rasen vor dem Reichstagsgebäude Schaden nehmen könnte, dann die Bedenken der politischen Berühmtheiten zur Teilnahme am öffentlichen Gelöbnis. Urlaub oder sonstige Einwände waren an der Tagesordnung, um nur nicht den jungen deutschen Soldaten die Ehre erweisen zu müssen. Merkwürdigerweise waren dagegen zu den Europameisterschaften die Ehrentribünen in den Stadien von Politprominenz nahezu übervölkert. Alle hatten Zeit, und kein Weg war zu weit.

Ekkehard Ahland, Schloss Holte/Stukenbrock

 

 

Zu: "Lebensfremde Vorstellung" von Florian Wolfrum, JF 31-32/08

Zu hohe Renditeerwartungen

Die Krise der Arbeitswelt wird keineswegs dadurch verursacht, daß Menschen das Individualproblem haben, daß sie in zu hohem Maße "zu faul" zur Arbeit sind, sondern vielmehr dadurch, daß Massenarbeitslosigkeit ein Strukturproblem darstellt, das durch zu hohe Renditeerwartungen der Firmen erst entsteht. Man kann sie nicht dadurch lösen, daß man Menschen einfach "zur Arbeit erzieht", durch Repressionen, sondern indem man ihnen durch bessere Verteilung der Arbeit die Möglichkeiten bietet, erst einmal arbeiten zu können. Ich denke also, daß nicht Faulheit zur Arbeitslosigkeit führt, sondern umgekehrt Arbeitslosigkeit Faulheit verursacht. Zwar gestehe ich, hierbei vor allem die Akademikerarbeitslosigkeit im Blick zu haben (in meinem Fall die Theologenschwemme), aber diese Erscheinung müßte dem Autor doch die Augen dafür öffnen, daß Arbeitslosigkeit nicht nur ein Problem der sogenannten "Unterschicht" ist, sondern viele Berufe betrifft.

Helmut F- Luge, Mainz

 

Besser den Bleistift spitzen

Was tut der konservative Kleinbürger, wenn er eine Idee nicht versteht? Er redet dagegen, geht in Deckung und schießt polemisch nach dem Querdenker, frei nach dem Motto: Alles was suspekt ist, kann ja nur links und sozialistisch sein! Daß der Jurist Wolfrum mit gerade mal 29 Lenzen den Sinn vom Bürgergeld nicht begreift, kann nur mit seiner sachinhaltlichen Unreife entschuldigt werden. Nicht ein Sach­argument hat Wolfrum zu entgegnen, statt dessen viele wilde Spekulationen über den "Menschen", unterstützt von zweifelhaften Statistiken. Besser wäre gewesen, er hätte erst einmal den Bleistift gespitzt und ein paar simple Rechenaufgaben gelöst, bevor er seiner Philosophie-Phobie freien Lauf läßt.

Jeder Unternehmer, der auch nur ein bißchen über seinen Tellerrand schaut, erkennt die Notwendigkeit von Götz Werners Ideen. Werner ist Unternehmer, erfolgreich dazu und er verfügt über Reife im Alter, ergänzt durch profunde Sachkenntnis und nicht zu wenig Idealismus. Sein Gegenüber läßt das alles schmerzlich vermissen und bringt statt dessen Theoriegläubigkeit an. Die Erde bleibt für manche eben eine Scheibe.

Volker Apitz, Rohrlack

 

 

Zu: "Ein Gespenst geht um" von Dieter Stein, JF 30/08, und "Oskar aus dem Sauerland" von Paul Rosen, JF 30/08

Ungültigmachen vernünftiger?

Nur zu gerne würde ich mir wünschen, daß die in den Artikeln angedeutete Hoffnung Realität würde. Leider fiel mir sofort das alte Sprichwort ein: "Es wäre zu schön, um wahr zu sein." Im wahrsten Sinne des Wortes wäre diese Initiative von Friedrich Merz not-wendig, denn im engen und im weiten Kreis um uns lasten die Probleme auf vielen Bürgern: Was soll aus Deutschland mit den jetzigen Parteien werden? Wen könnte man überhaupt noch wählen?

Immer mehr Menschen entscheiden sich notgedrungen zum Ungültigmachen der Wahlscheine. Das ist zwar noch vernünftiger, als gar nicht zur Wahl zu gehen. Aber eine positive Aussage ist es nicht.

Maria von Below, Mielkendorf

 

 

Zu: "'Oh Gott, das wird jetzt peinlich'" von Hinrich Rohbohm, JF 30/08

Noch in Bamberg eine

In obigem Beitrag behaupten Sie, daß nur zwei Schulen deutschlandweit existieren, die den Namen des Hitler-Attentäters Stauffenberg tragen. Das ist nicht ganz richtig. Außer den beiden von Ihnen genannten Schulen ist mindestens noch eine weitere, nämlich die Graf-Stauffenberg-Realschule in Bamberg, nach dem Helden des 20. Juli 1944 benannt. Die Schule erhielt den Ehrennamen am 9. Februar 1979. Bamberg ist mit Stauffenberg insofern verbunden, als der Oberst bis 1936 im dortigen Reiterregiment Nr. 17 diente.

Walter Mogk, Bismark

 

 

Zu: "Mut zum ganzen Glaubensschatz" von Thomas Jatzkowski, JF 30/08

Legalität und Vergehen

Man sollte den Hut vor dem Pater abnehmen: In bildhafter Weise versteht er es, uns unsere heutige Situation vor Augen zu führen. Mit dem jetzt vorhandenen Glaubenszustand muß sich der normale Christ selbst auseinandersetzen, wie weit er sich vom allgemeinen Zeitgeist beeinflussen läßt. Anders ist es mit den Persönlichkeiten, die Einfluß auf das heutige Geschehen und damit auf unsere Zukunft haben, den Politikern und auch den kirchlichen Institutionen.

Es stehen einem die Haare zu Berge, wenn erlaubt ist, Abtreibungen fast bis zur 23. Woche vollziehen zu können. Ein Grund dafür wird sich immer finden. Die manuellen Tätigkeiten dazu werden auch noch von den Krankenkassen bezahlt. Ist das Kind aber geboren, ist dessen Tötung dann Mord. Wie nah liegen Legalität und Vergehen doch beieinander.

Hubert Hermsen, Greven

 

Auf der Flucht verloren

Pater Jatzkowski macht es sich zu einfach. Den Glaubensabfall in den christlichen Kirchen ausschließlich mit dem "Unwillen des modernen Menschen" zu erklären oder auf die allgemeine Lust an der "Spaßgesellschaft" zu reduzieren, greift nicht tief genug. Meine Mutter hat nach eigenem Bekunden ihren Glauben "auf der Flucht verloren", und sie war nur eine von vielen Millionen Deutschen, die vertrieben wurde. Über zehn Millionen Vertriebe gab es 1945 in Deutschland. Könnte die Erfahrung dieser vielen Menschen nicht auch etwas mit der Abkehr vom Glauben zu tun haben?

Sabine Kraiss, Würzburg

 

 

Zu: "Pankraz, J. Thomson und das verlegene Patentamt", JF 28/08

Verdient von Anfang an Schutz

Bei aller Hochachtung vor "Pankraz", diesmal kann ich nicht zustimmen: Entscheidende Tatsachen werden nicht erwähnt, nämlich, daß die Entnahme der Stammzellen das Absterben des Embryo bewirkt - und daß "überflüssige" Embryonen verworfen werden.

Man kann sich über den Begriff der "Person" streiten, nicht jedoch über die Tatsache, daß der Embryo - wie bereits die befruchtete Eizelle - alle Potenzen zur Bildung einer mit Bewußtsein und Geist ausgestatteten Person beinhaltet und somit von vornherein, in jedem Stadium einer kontinuierlichen Entwicklung, vollen Schutz seiner Integrität verdient. Jeder Versuch, den Zeitpunkt für den Beginn eines spezifisch menschlichen Lebens festzulegen, ist reine Willkür, die These von der "Sukzessivbeseelung" reine Spekulation.        

Prof. Dr. Ruthar Jacob, Rottenburg

 

 

Zu: "Ideologische Barrieren" von Jürgen Liminski, JF 33/08

Fragwürdig und unangebracht

Jürgen Liminskis permanent verfochtene Idee des "Familienwahlrechts" ist äußerst fragwürdig. Es ist nicht abzuschätzen, welche Folgen es hätte, wenn das Wahlrecht in der vorgeschlagenen Weise überproportional an kinderreiche Familien gegeben würde, ganz abgesehen davon, daß die Eltern, die "treuhänderisch" das Wahlrecht ausüben sollen, niemals wissen können, wie ihr Kind gewählt hätte, wenn es denn wahlfähig wäre.

Fakt ist, daß Einwandererfamilien im Durchschnitt erheblich mehr Kinder haben als ursprünglich deutsche Familien. Wenn erstere einen überproportionalen Anteil an Wählerstimmen bekämen - soweit sie die deutsche Staatsbürgerschaft erworben haben -, könnten sie schon jetzt vermehrt die Gesetzgebung in für Deutsche nachteiliger Weise beeinflussen (man denke nur an die Diskussion um die Duldung der Scharia für Parallelgesellschaften in unserem Lande und anderes mehr). Invektiven gegen Kinderlose erscheinen völlig unangebracht: Sie tragen mit ihren Steuerbeiträgen zur Finanzierung des Kindergeldes bei - und sie können keine Kinderfreibeträge in Anspruch nehmen.

Brigitte Bean-Keiffenheim, Frankfurt

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen