© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  37/08 05. September 2008

Markus Beisicht. Der Pro-Köln-Chef kämpft gegen die Islamisierung Deutschlands
Der Unbeugsame
Christian Vollradt

Markus Beisicht könnte vollauf zufrieden sein - wenn es denn dem Vorsitzenden der Bürgerbewegung Pro Köln (www.pro-koeln-online.de) weniger um die Sache und bloß um die Zustimmungswerte seiner Gruppierung ginge, die mittlerweile bundesweit für Aufmerksamkeit sorgt. Zwar hat seine fünfköpfige Fraktion im Kölner Rathaus am Donnerstag letzter Woche im Kampf um den Bau einer Großmoschee (JF berichtete mehrfach) eine Niederlage gegen eine Front aus SPD, FDP, Grünen, Linkspartei und dem CDU-OB Fritz Schramma erlitten, doch dürfte das der als "rechtspopulistisch" verschrienen Pro Köln die Wähler in die Arme treiben. Und so spricht Beisicht bereits davon, den Kommunalwahlkampf 2009 in eine "Volksabstimmung gegen den Moscheebau" umzufunktionieren, und träumt von einem zweistelligen Ergebnis für seine Truppe als "Stimme der schweigenden Mehrheit".

Doch der Pro-Köln-Chef schielt nicht nur auf den Erfolg, sondern ist auch zu Opfern bereit. Seit Wochen macht seine "Bürgerbewegung", wie sich Pro Köln in Abgrenzung zu den etablierten Parteien nennt, für einen großen "Anti-Islamisierungskongreß" vom 19. bis 21. September mit Gästen aus Holland und Österreich mobil (JF 30/08) und erlebt seitdem eine Welle der Gewalt. Zu den öffentlichen Verleumdungen etwa als "Nazidreck" gesellten sich Angriffe auf das Büro der Gruppe, drei Pro-Aktivisten wurden gar krankenhausreif geschlagen. Doch Beisicht gibt sich unbeugsam, gemäß der Strategie Gandhis sieht er im Erdulden der Gewalt die einzige Hoffnung, sie zu beenden: nämlich dann, wenn der Abscheu darüber in der Bürgerschaft propagandistisch zugunsten Pro Kölns umschlägt. Daß der 45jährige Rechtsanwalt und gebürtige Bonner auf die Frustration über die Etablierten bauen kann, hat er schon 2004 erfahren, als es Pro Köln mit 4,7 Prozent auf Anhieb in den Rat und sämtliche Bezirksvertretungen der Domstadt schaffte.

Beisicht kann auf eine lange Erfahrung als Graswurzel-Oppositioneller zurückblicken, bereits an der Uni engagierte er sich für den nationalliberalen Ring Freiheitlicher Studenten. Allerdings weiß er auch um die Instabilität rechter Protestbewegungen, denn die parteipolitischen Stationen des zweifachen Familienvaters bilden Kurzlebigkeit und Zersplitterung ebendieses Spektrums ab: Seine Mitgliedschaft bei den Republikanern endete Anfang der neunziger Jahre im Streit, die Deutsche Liga für Volk und Heimat - Produkt der REP-Spaltung - konnte zwar kurz in der Kölner Kommunalpolitik reüssieren, erwies sich aber als nicht dauerhaft.

Mit seinem langjährigen politischen Weggefährten Man­fred Rouhs (JF 24/07) schuf er schließlich 1996 Pro Köln, der er seit 2004 vorsteht und die sich inzwischen als Pro-Deutschland-Bewegung ausdehnt. Schon hat Beisicht Pro NRW (www.pro-nrw.org) gegründet. Bleibt abzuwarten, ob ihm Erfolg beschieden ist oder er nur seine Biographie um ein weiteres Experiment bereichert.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen