© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/08 19. September 2008

Meldungen

Widerwillige Deutsche -bockige Einwanderer

HEIDELBERG. Epoc, der fürs Historische zuständige Ableger des naturwissenschaftlichen Spektrums der Wissenschaft, widmet seine jüngste Ausgabe (5/08) dem EU-Kandidaten Türkei ("Morgenrot und Morgenland"). Nach einem Eilmarsch vom ersten Turkreich bis zu dem von Atatürk herbeigeführten Ende des Osmanischen Restimperiums wendet sich das Heft der Arbeits-"Immigration" von Anatolien in die Bundesrepublik zu. Nicht ohne die Chance zu nutzen, fünfzig Jahre "Zuwanderung" überwiegend "kritisch" zu konturieren, was bei der Autorin Ursula Rüssmann, leitende Politikredakteurin der Frankfurter Rundschau, nicht verwundert. Mit Blick auf die nicht ins multikulturelle Erwartungsschema passenden Desintegrationsphänomene und die Ausformung von Parallelgesellschaften sucht Rüssmann Erklärungshilfe bei dem Osnabrücker "Migrationsforscher" Klaus Bade: "Ein widerwilliges Einwanderungsland braucht sich über widerwillige Einwanderer nicht zu wundern." Damit auch der letzte Leser merkt, wer hier den Schwarzen Peter hat, wird Bades "wissenschaftlicher" Befund mit dem Foto der "Ausländer raus"-Demo einer "Nationalen Offensive" illustriert - Dresden, Oktober 1992. Aber Hoffnung ist nahe: In der achten Einwanderergeneration, in hundert Jahren also, werde es "keine Probleme" mehr geben. Warum wohl?

 

Neues Ozeaneum nebst altem Dreimaster

STRALSUND. Auch hundert Tage nach der Einweihung werden die Schlangen vor dem neuen Ozeaneum am Stralsunder Hafen nicht kürzer, wo Scharen naturwissenschaftlich Interessierter sich über die "Biodiversität der Meere" oder deren "Erforschung und Nutzung" informieren wollen. Im Gegensatz zum Meeresmuseum in der Altstadt, das sich künftig auf die tropische Fischfauna und die Ökologie der warmen Meere konzentrieren soll, liegt der Schwerpunkt im Ozeaneum auf Ost- und Nordsee, Atlantik und Polarmeer. Wem die Schlange trotzdem noch zu lang ist, muß sich dem Maritimen historisch nähern: Vor dem Ozeanum liegt die "Ur"-Gorch Fock. Die im Juni 1933 als Schulschiff für die Reichsmarine in Dienst gestellte Bark fiel als Kriegsbeute 1945 den Sowjets zu, ist nun aus ukrainischer Hand von einem unter den Kosten ächzenden Privatmann zurückerlangt worden und zur Besichtigung freigegeben.

 

Erste Sätze

Die Menschheit quält sich wieder einmal mit dem Problem der Religion ab.

Walter Lehmann: Einleitung zur Neuausgabe von Sebastian Franck, Paradoxa (1534), Jena 1909

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