© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/08 19. September 2008

Leserbriefe

Zu: "Der konservative Faktor" von Dieter Stein, JF 37/08

Die Gouverneurin kritisch betrachten

Stein liegt richtig: Eine konservative Kandidatin wie Sarah Palin hätte keine Chance, von der CDU nominiert und von den Medien halbwegs ernst genommen zu werden. Ihr würde rasch das Schicksal der tapferen und klugen Eva Herman zuteil. Wer sich für Recht und Ordnung einsetzt, seine Nation liebt und gegen Abtreibung kämpft, könnte im linksliberalen Meinungsklima Deutschlands nur die Rolle einer "Buhfrau" spielen.

Trotzdem sollten wir die Gouverneurin von Alaska kritisch betrachten. Wie andere evangelikale US-Amerikaner hält sie ihr Land ganz selbstverständlich für "auserwählt" und Bushs Irak-Krieg für einen "Auftrag Gottes". Da wird ein Konservatismus deutlich, der sich ebenso anmaßend wie beschränkt mit dem lieben Gott im Bunde glaubt. Und noch etwas gibt zu denken: Wenn sich die Kandidatin Gott verpflichtet fühlt, müßte sie dann nicht auch die Schöpfung insgesamt höher achten? Statt dessen tritt sie für naturzerstörende Ölbohrungen vor Alaskas Küsten ein. Das ist nicht konservativ, nicht bürgerlich, sondern bloß anthropozentrisch und kapitalistisch. "American way of life" wie gehabt.

Herbert M. Rauter, Bad Herrenalb

 

 

Zu: "Gestelzte Wendungen" von Günther Deschner, JF 38/08

Versagen der Politik

Ein Einblick in das Grundgesetz läßt deutlich werden, wann und wo deutsche Soldaten und wofür sie eingesetzt werden dürfen. Leider haben deutsche Politiker durch die Verträge der EU unser Grundgesetz aufgegeben, noch bevor es zur Verfassung wurde. Hier sieht man das klare Versagen der Kaste von Menschen, die uns Bürger vertreten. Wir sind nur dazu da, sie durch Wahlen zu legitimieren, damit sie nachher machen können, was sie wollen. Nur deshalb läßt sich der Einsatz von deutschen Soldaten in Afghanistan begründen.

Es ist auch nicht der Wille des Wählers, daß wir nur ein Grundgesetz haben, das lediglich eine vorläufige Verfassung darstellt.

Horst Tassler, Bühlertann

 

 

Zu: "Die Heimstatt des nationalpolnischen Chauvinismus" von Gustav Schwarzbach, JF 37/08

Ziel: Polen an Oder und Neiße

Ein fulminant und hervorragend geschriebener Artikel! Zu ergänzen wäre noch: Das nationaldemokratische "Westprogramm" half, die in Teilen der Bevölkerung unpopuläre Westverschiebung Polens zu legitimieren, der das Lubliner Komitee in dem geheimen Grenzvertrag mit Stalin am 27. Juli 1944 längst zugestimmt hatte. Krzoska nennt Wojciechowski einen bedeutenden Rechtshistoriker und Mediävisten, aber auch den "kühlen Planer einer ethnischen Säuberung", einen gläubigen Katholiken und "kaum verhüllten Antisemiten".

Im Gegensatz zur deutschen Ostforschung, die 1945 quasi endete, ist die polnische Westforschung noch kaum kritisch erforscht. Als Folge der deutschen Niederlage und unter Protektion des kommunistischen Regimes konnte sie ihr Ziel erreichen: ein Polen zwischen Oder und Ostsee. Die völlig unbekannt gebliebene Studie von Robert Brier, "Der polnische 'Westgedanke' nach dem Zweiten Weltkrieg" (im Netz zugänglich), wartet immer noch auf die Auswertung durch die JF. Sie ergänzt in idealer Weise das Werk von Markus Krzoska!

Markus Krämer, Allendorf

 

 

Zu: "Das gelöschte Gedächtnis" von Thorsten Hinz, JF 37/08

Auch sie verloren ihre Heimat

Vorausschicken möchte ich, daß ein solcher Leitartikel überfällig war und in anderen Zeitungen vergeblich gesucht wird. Unerwähnt geblieben sind allerdings die aus ihrer Heimat geflüchteten Rumäniendeutschen, Ungarndeutschen, Jugoslawiendeutschen, Deutsche aus der Ukraine, Donauschwaben, Banater Schwaben, Siebenbürger Sachsen, Deutsche aus der Bukowina, Galizien, Bulgarien und viele andere. Auch diese haben ihre Heimat, das Land ihrer Väter, das sie seit vielen Generationen bewirtschaftet haben, verloren. Das sollte nicht vergessen werden.

Rudolf Heider, Kristel

 

Reine Siegerwillkür

So sehr dem Artikel zuzustimmen ist, so wenig durchdacht ist die Titelgraphik. Sie zeigt Ostdeutschland nach dem Gebietsstand von 1937 (seltsamerweise aber mit Einschluß von Danzig, damals noch Freie Stadt, erst nach Kriegsbeginn wieder ins Reich eingegliedert). Die territoriale Festlegung auf 1937 im Potsdamer Abkommen, an dem Deutschland nicht beteiligt war, ist reine Siegerwillkür. Das Sudetenland und das Memelgebiet sind vor dem Krieg völkerrechtlich von aller Welt anerkannte Bestandteile Deutschlands geworden.

Und die in Versailles abgetrennten Gebiete von Westpreußen, der Provinz Posen und Ost-Oberschlesien, aus denen 1945 die deutsche Bevölkerung genauso restlos vertrieben wurde wie aus den übrigen Ostprovinzen, hätten auch eine, meinetwegen schraffierte, Darstellung in der Grafik verdient. So werden durch Ihre Grafik die Heimatgebiete von Millionen Vertriebener "ausgegrenzt", wie das Modewort heißt.

Ernst von Heydebrand, Vallendar

 

Bitte ein wenig mehr Achtung

Es ist zwar äußerst begrüßenswert und dazu dringend notwendig, wenn in einem Wochenblatt endlich eine Lanze für die Menschen der ehemaligen deutschen Ostgebiete gebrochen wird, doch stoße ich mich an Ihrer Formulierung: "... wer noch als Kind unmittelbare Erfahrung in den Vertreibungsgebieten machte, tritt jetzt ins Greisenalter ein." Ich stoße mich daran nicht nur als direkt Angesprochene, sondern vor allem an der Tatsache, solch eine entwürdigende Formulierung im Leitartikel der JF zu lesen, deren Abonnentin ich bin.

Wann denn beginnt für die Presse das Greisenalter? Etwa mit 50 oder spätestens 60 Jahren? Ich denke, auch Sie werden sich gegen die Zuschreibung "Greis" wehren, wenn Sie eines Tages zu den Endsiebzigern zählen. Bitte ein wenig mehr Achtung vor den Menschen meines Alters, die in ihrer Kindheit Unaussprechliches erleiden mußten und trotzdem nie aufgaben, so daß sie bis heute geistig rege und aktiv am Weltgeschehen teilnehmen.

Prof. Dr. Gabi Köpp, Berlin

 

Fakten, die unumkehrbar sind

Es hätte zutreffender heißen müssen "Verratene Vertriebene": Sie wurden verraten. Nun ist jedem Menschen das Hemd näher als die Hose, und manch einer ist charakterlich nicht so gefestigt, um ein zwar  unmoralisches, aber sehr verlockendes Angebot, man könne seine tatsächliche oder vermeintliche Schuld auf Kosten anderer begleichen, auch auszuschlagen. Dieses Angebot aber auch so zu servieren, daß es gern angenommen wird, setzt voraus, daß es gelingt, eine erdrückende Mehrheit von Meinungsmachern zu inthronisieren, die in der Lage sind, die Entsolidarisierung so weit zu treiben, daß der Verräter in den Glauben versetzt wird, er tue damit auch noch eine gute Tat. Und das ist gelungen.

Es kann kaum bestritten werden, daß Fakten geschaffen wurden, die unumkehrbar sind. Genauso unbestreitbar ist es aber, daß die Geschädigten Anspruch auf eine angemessene Entschädigung haben.

Bernhard Kaiser, Halle/Westfalen

 

 

Zu: "Im Sog des Zeitgeistes" von Günter Bertram, JF 37/08

Sorgen, daß er singen darf

Es wurde Zeit, daß sie einmal für diesen mutigen Mann und seine Geschichte ein Licht im Dunklen der Medienlandschaft leuchten lassen. Ich habe vor einigen Jahren mit Frank Rennicke korrespondiert und bin tief betrübt über sein Schicksal. Wer seine wunderbaren Lieder und somit seine Liebe zur Heimat kennt, der ballt die Fäuste über den Umgang mit ihm. Man muß nicht alle Ansichten Rennickes teilen, aber man muß dafür sorgen, daß er sie singen darf.

Michael Neumann, Seeburg

 

Andere haben sich gebeugt

Unlängst lernte ich Frank Rennicke und seine Familie kennen. Wir sprachen über vieles, von der Politik über Hausbau bis hin zur Hühnerhaltung, und ich kam dabei zu dem Urteil, daß es nette, anständige Leute sind. Liedermacher Rennicke ist großes Unrecht widerfahren, das durch die Aufhebung des Urteils nicht getilgt ist. Sieben Jahre Druck, Angst und Sorgen! Wer nicht selber eine solche Situation erlebt hat, kann die Einbuße an Lebensmut, Kraft und Gesundheit nicht ermessen.

Auf einen Frank Rennicke kommen nach meinen Erfahrungen ein Dutzend Menschen, die sich dem richterlichen Unrecht gebeugt haben.

Adolf Frerk, Geldern

 

 

Zu: "Kosovo ist überall" von Günther Desch­ner, JF 37/08

Seitdem geht es bergab

Die völkerrechtliche Lage in Georgien scheint mir nicht so klar zu sein wie dargestellt. Das Land, ein Vielvölkerstaat, verdankt seine Existenz Stalin. Die Georgier sollen alles unternommen haben, um die Angehörigen der anderen Volksgruppen zu Georgiern zu machen, womit sie sich keine Freunde geschaffen haben. Als sich das Land anschickte, aus der Sowjetunion auszubrechen und nach Selbständigkeit zu streben, sind die Russen nicht einmarschiert, um das zu verhindern. Wohl aber hat Georgien mit Waffengewalt das Unabhängigkeitsstreben der Provinzen Abchasien und Südossetien unterbunden. Weshalb gilt hier nicht gleiches Recht für alle?

Solange Georgien zur Sowjetunion gehörte, hat Rußland die Bemühungen unterstützt, das Land wirtschaftlich voranzubringen. Nach der Unabhängigkeitserklärung hat es die Wirtschaftshilfe naturgemäß eingestellt. Seitdem geht es bergab. Von den ursprünglich 5,5 Millionen Einwohnern haben seither eine Million ihre Heimat verlassen, weil sie ihnen keine berufliche Perspektive, keinen Arbeitsplatz, kein Auskommen bieten konnte. (Auch der jetzige Präsident hat lange Jahre in den Vereinigten Staaten studiert und dort auch gearbeitet.)

Die US-Amerikaner und die Israelis, die für die Russen eingesprungen sind, haben zwar tonnenweise modernste Waffensysteme herbeigeschafft, aber sie haben offenbar nichts getan, um die Lage der Bevölkerung zu verbessern.

Horst Zocher, Bad Grönenbach

 

 

Zu: "Grass erntet Widerspruch" von Felix Krautkrämer, JF 37/08

Unedles Metall

Grass, dieser Meister aus Deutschland, der das, was er seinen ungeliebten Landsleuten ständig um die Ohren hieb, nämlich zu vergessen, zu verdrängen, zu verleugnen, selbst am besten beherrschte, kann der Nobelpreis nicht mehr aberkannt werden. Es existiert hier leider keine der olympischen Dopingkontrolle vergleichbare Instanz. Man kann aber vermuten, daß, wäre es '45 anders gekommen, die "Blechtrommel" unter dem Titel "Reichsfanfare" eine breite Leserschaft gefunden hätte. Das unedle Metall ist fast beliebig gestaltbar.

Helmut Englmann, Johannesberg

 

 

Zur Kolumne: "Dummes Weißgeld" von Thor Kunkel, JF 36/08

"Per annum" oder "per anum"?

In Ihrer Kolumne ist die Rede von "15,5 Prozent per anum". Ist das zuletzt genannte Wort lediglich mit einem Druckfehler behaftet, oder stellt es eine elegante Charakterisierung der auf die absahnenden Nigerianer hereinfallenden "Geldanleger" dar?

Gunter Wigand, Karben

 

 

Zu: "Trauerort oder Vergnügungsstätte" von Hans-Joachim von Leesen, JF 35/08

Keine Ehemaligen-Vereinigung

Die Führung des Deutschen Marinebunds (DMB) muß doch von allen guten Geistern und auch maritimen Traditionen verlassen worden sein.

Doch in einem irrt der Autor in seinem Beitrag, und dieser Irrtum ist weder ein lapsus linguae noch calami, sondern schlechthin falsch. Der DMB ist keine Vereinigung von nur ehemaligen Mannschaftsdienstgraden und Unteroffizieren der Bundesmarine.

Bei der Marine gibt es keine Unteroffiziere. Diese Chargen nennt man schlicht und einfach Maaten und Bootsmänner.Laut Satzung des DMB, Paragraph 3, können Mitglieder werden unter anderem: ehemalige und aktive Angehörige der Marine, der Handelsschiffahrt und der Fischerei.

Im DMB hat sowohl der Matrose, der Maat, der Leutnant zur See, der Korvettenkapitän als auch der Admiral ein gleichberechtigtes Votum. Bis vor nicht allzu langer Zeit war stets ein Mitglied im Admiralsrang Präsident des DMB. Wahrscheinlich hätte es mit einem Admiral an der Spitze einen solchen Fauxpas im Sinne von Taktlosigkeit und Formverstoß nicht gegeben.

Kapitän i. R. Willimar Feine, St. Michaelisdonn

 

 

Zu den Leserbriefen: "Zehn zu drei" von Roland Heinrich, JF 35/08 und "Fragwürdig und unangebracht" von Brigitte Bean-Keiffenheim, JF 34/08

Ich bin für ein Kinderwahlrecht

In Ausgabe JF 33/08 brachten Sie von Jürgen Liminski einen Artikel, in dem er sich für das Kinderwahlrecht einsetzt. Ich fand diesen Artikel sehr gut und teile diese Ansicht. Um so erstaunter bin ich, daß ich in den obengenannten Leserbriefen nur negative Argumente insbesondere zum Kinderreichtum der Muslime in unserem Lande lesen muß.

Anstatt selber Kinder zu zeugen und diese auch auszutragen, beklagen diese Briefschreiber, daß uns die Muslime mit ihrem Kinderreichtum, der auch ein Geschenk Gottes ist, durch die Ausübung des Wahlrechtes, so sie eines laut Verfassung wahrnehmen dürfen, bald ihre Bedingungen diktieren werden. Die alte westdeutsche Gesellschaft erntet hier doch nur das, was sie in den vergangenen 40 Jahren selbst gesät hat, wie die straffreie Abtreibung, die Demontage der Ehe, die sogenannte sexuelle Befreiung.

Um es nochmals klar zu sagen: Ich bin für ein Kinderwahlrecht, treuhänderisch verwaltet durch die eigenen Eltern; ich bin dafür, daß Kinder in der eigenen Familie großgezogen werden und nicht durch den Staat; ich bin dafür, daß Familien mit Kindern durch den Staat steuerlich bessergestellt werden als Personen ohne Kinder; ich bin dafür, nur solche Parteien zu wählen, die Familien stärken.

Letzteres gilt derzeit für keine der im Bundestag vertretenen Parteien. Wirtschaft ist nicht alles, auch wenn gute Rahmenbedingungen für sie notwendig sind. Wichtiger ist der Erhalt des eigenen Volkes, sonst sind viele von uns bald Muslime.

Ulrich Thiemicke, Leipzig

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