© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/08 26. September 2008

UMWELT
Agrarland unter Wasser
Volker Kempf

Kürzlich prognostizierte das US-Agrarministerium für 2008 einen starken Anstieg der Weltgetreideproduktion - mit Ausnahme der Futtergetreidesorten (JF 36/08). Der Einfluß der Wetterbedingungen wurde noch offengelassen. Mittlerweile leidet Indien, die drittgrößte Getreideanbaunation der Welt, unter den heftigsten Überschwemmungen der vergangenen 50 Jahre. In den Nachbarländern sieht es ähnlich aus: 6.000 Hektar Agrarfläche sollen in Nepal betroffen sein, in Indien und Bangladesh viele tausend Hektar. Bei einer weltweiten Getreideanbaufläche von 674 Millionen Hektar liegen die Schäden damit im Promillebereich. Die große globale Katastrophe ist das noch nicht, aber ein Dämpfer froher Erwartungen. Entscheidend ist, daß mit der Zahl der Menschen und ihren anspruchsvoller werdenden Eßgewohnheiten die Nachfrage nach Getreide wächst.

Meldungen wie diese oder die Jahrhundertdürre in Australien sind daher um so schlimmer. Vielfach wird der Klimawandel für Extremwetterlagen verantwortlich gemacht. Da mag etwas dran sein. Aber mit der wachsenden Zahl von Menschen und dem Druck, immer weitere Getreideanbaugebiete zu erschließen, werden auch Risikoregionen stärker genutzt. Das wird in künftigen Prognosen für die Weltgetreideproduktion stärker berücksichtigt werden müssen. Es reicht nicht, frohe Botschaften zu verkünden und zu hoffen, die Risiken würden sich schon in große Chancen verwandeln. Indien leidet unter dem hohen Bevölkerungsdruck - von Bangladesh noch gar nicht zu reden. Die Getreideproduktion ist die eine Sache, die Geburtenrate in den Griff zu bekommen eine andere und bedarf eines ebensolchen Engagements durch die Uno wie der Klimaschutz.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen