© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/08 26. September 2008

Zeitschriftenkritik: Postfrisch
Schreckliche Echsen
Werner Olles

Das zweimonatlich im DIN-A-4-Format und mit einem Umfang von 34 Seiten erscheinende Philatelie-Journal Postfrisch stellt in seiner aktuellen Ausgabe (September/Oktober 2008) wie gewohnt Briefmarken-Neuerscheinungen vor, die dann jeweils von Titelgeschichten, Hintergrundinformationen, Porträts und historischen Erklärungen umrahmt werden. So erscheint in diesem Herbst beispielsweise in der Serie "Für die Jugend" eine Blockausgabe zum Thema Dinosaurier. Das dazugehörige Titelthema "Giganten der Urzeit" erinnert unter anderem daran, daß ein chinesischer Ersttagsbrief von 1958 weltweit die ersten Marken von Dinosauriern zeigte, das erste Plateosaurusskelett bereits 1834 nördlich von Nürnberg ausgegraben wurde und die britische Marke mit dem Tyrannosaurus Rex den Erfinder des Namens Dinosaurier, Richard Owen, ehrt.

Der englische Forscher Owen verwendete das aus dem Griechischen stammende Wort, das sich von "deinos" ("schrecklich") und "sauros" ("Echse") ableitet, vermutlich erstmals im Jahre 1841 wegen der gewaltigen Größe der Fossilienfunde. Das weltweit größte Skelett ist übrigens im Museum für Naturkunde in Berlin ausgestellt und zeigt einen 13,27 Meter hohen und über 20 Meter langen Brachiosaurus brancai.

Mit einer Sondermarke und einer Gedenkmünze wird im Oktober 2008 auch die weltberühmte Himmelsscheibe von Nebra gewürdigt. 2002 ging es durch die internationale Presse: Eine rätselhafte Metallscheibe war aufgetaucht, die Schatzsucher in der Nähe von Nebra gefunden hatten. Sie gilt heute als einer der bedeutendsten archäologischen Funde des 20. Jahrhunderts. Lange umgab diese runde Bronzeplatte mit 32 Zentimetern Durchmesser und auffälligen Goldapplikationen eine Aura des Mysteriösen.

Doch Forscher konnten inzwischen einige ihrer Geheimnisse lüften. Außer der Himmelsscheibe gehören zu dem Fund noch zwei Schwerter, zwei Beile, ein Meißel und zwei Armspiralen. Anhand der Schwerter, die mit ähnlichen Fundstücken verglichen wurden, ließ sich der Zeitpunkt des Vergrabens vor rund 3.600 Jahren auf dem Mittelberg nahe der Stadt Nebra in Sachsen-Anhalt ermitteln. Die Himmelsscheibe von Nebra ist damit die weltweit älteste konkrete Abbildung astronomischer Erscheinungen. Zudem ermöglicht sie uns einen Einblick in die Weltsicht der bronzezeitlichen Menschen, die offenbar bereits damals große Kenntnisse über die Abläufe der Jahreszeiten und die Bewegungen der Sterne gesammelt hatten. Eine kulturelle Leistung, die viele vorher nur frühen Hochkulturen wie den Ägyptern oder Chinesen zugetraut hatten.

Die Postkutschen, die in ihrem Zeitalter Menschen über Grenzen hinweg verbanden und das moderne Verkehrswesen einleiteten, würdigt die Neuausgabe zur Serie "Tag der Briefmarke". Die letzte zwischen Elze und Eldagsen fahrende Postkutsche stellte 1925 ihren Dienst ein. Damit endete ein großes Kapitel der deutschen Postgeschichte, das aber auf Briefmarken reichhaltig dokumentiert ist.

Anschrift: Postfrisch. Carl-Bertelsmann- Str. 33, 33311 Gütersloh.

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