© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/08 26. September 2008

Meldungen

Linke Antisemiten und subversiver Tango

BERLIN. Alle Jahre wieder, aber in diesem Herbst, wo Namen aus der New Yorker Finanzwelt es beinahe täglich vom Wirtschaftsteil auf die Titelseiten schaffen, besonders dringlich: der "Wochenendworkshop" des grünen Bildungswerks der Heinrich-Böll-Stiftung zum Thema "Antisemitismus in der globalisierungskritischen Bewegung", da die "Anschlußfähigkeit von Antizionismus und Finanzmarktkritik an antisemitische Bilder und Diskurse" auch "in der Linken" zu registrieren sei. Ansonsten bieten die grünen Volkspädagogen ihrer Klientel erprobte Kost: "Empowerment gegen Rassismus", da "Diskriminierung" nun einmal zur "bundesdeutschen Realität" gehöre. Dazu passend: "Unbegleitete Flüchtlingskinder in Berlin", "Religion und Rassismus" (gegen "Antisemitismus und Islamophobie"). Von "alarmierender Aktualität" sei die "Sexuelle Aufklärung von Mädchen", der sich am 2. Oktober eine Abendveranstaltung widmet. Nur scheinbar Entspannung bietet "Tangoing Gender", wo nämlich keineswegs getanzt, sondern auf einer Konferenz am 10. November der "Macht und Subversion im argentinischen Tango" nachgespürt werden soll.

 

Brennpunkt Rußland: Großmacht-Renaissance

PARIS. Spätestens als der amtierender EU-Ratspräsident Sarkozy sogleich in Tiflis und Moskau aufkreuzte, um als Friedensstifter zu brillieren, richteten sich Augen in Frankreich verstärkt auf Rußland - russophobe Ausfälle der Pariser "Meisterdenker" inklusive. Obwohl die "Polizeiaktion" gegen Georgien noch nicht reflektierend, meinte auch La Nouvelle Revue d' Histoire (38/08), am Thema nicht vorbeizukönnen, und präsentiert ein Heft zu "Le réveil de la russie". Geboten wird Elementares zur russischen Geschichte seit dem Mittelalter, eine Chronologie der bolschewistischen Machtergreifung, vornehmlich terroristische Aspekte betonend, sowie eine Beleuchtung des deutschen "Faktors" in Rußlands Historie durch den Pariser Emeritus François-Georges Dreyfus, der mit Blick auf Schröders Kanzlerschaft die deutsch-russische Nähe wohl überschätzt. Das Heft klingt aus in einem Interview mit dem Militärexperten Aymeric Chauprade, der nüchtern die geopolitischen Interessen Moskaus analysiert, dabei Putin und Medwedjew vielleicht zu eindeutig in die zarististische Großmachttradition stellend, aber ohne sich von Hysterien Pariser Großintellektueller anstecken zu lassen.

 

Erste Sätze

Vor mir liegt ein weißes Stück Papier, auf dem ich schreiben werde.

Friedrich Sieburg: Was nie verstummt. Begegnungen, Tübingen 1951

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