© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/08 03. Oktober 2008

UMWELT
Zertifizierte Urwaldnutzung
Volker Kempf

Pro Minute werden 26 Hektar Wald vernichtet", sagt der Umweltverband Forest Stewardship Council (FSC). Ist das viel? Öko-Optimisten könnten einwenden, in Sibirien entstünde vielleicht in ähnlicher Größenordnung neuer Wald. 1990 bis 2005 gingen 22.000 Quadratkilometer Wald in Indonesien in Flammen auf oder fielen den Kettensägen zum Opfer. Doch das Inselreich hat eine Gesamtfläche von über 1,9 Millionen Quadratkilometern. Ist da die gerodete Waldfläche viel? Also, Youtube.com an: Zu sehen sind von einem Flugzeug aus gefilmt brennende Urwälder und Rauchschwaden bis zum Horizont. Das hinterläßt viel Eindruck. Was wird aus dem Klima, wenn so mit der "grünen Lunge" der Erde verfahren wird? Was mag sich in einem solchen Wald für die dort lebenden Tiere abspielen? Gegenstrategien sind gefragt: Ein Biosphärenreservat mit zertifizierter Waldnutzung soll für Abhilfe sorgen.

Laut einer aktuellen Untersuchung der in New York residierenden Naturschutzschutzvereinigung Rainforest Alliance über entsprechende Waldnutzungen in Guatemala bringt ein zertifiziertes Nutzungsverfahren eine deutliche Abnahme an Waldbränden. Klingt gut, betrifft aber nur die Waldnutzung für die Holzwirtschaft. Nichts ausgesagt ist damit über die Waldvernichtung für Soja- und Kokosplantagen und Agrarflächen für die Viehwirtschaft. Da wird wohl nur eine reduzierte Nachfrage helfen, und das bei wachsender Weltbevölkerung mit steigenden zivilisatorischen Ansprüchen. Man muß also an verschiedenen Faktoren ansetzen und darf sich nicht zu früh über sicher sinnvolle Zertifizierungssysteme für die Holzwirtschaft freuen. Was waren das noch für schöne Zeiten, als es nur um die Rodung von Bäumen für unsere Mahagoni-Schränke ging.

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