© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/08 03. Oktober 2008

Meldungen

Hochschule: Ausrichtung weiterhin an den USA

MANNHEIM. Mit der Umsetzung des Bologna-Prozesses hat die Vergabe verschiedenster Bachelor- oder Master-Abschlüsse fast inflationär zugenommen, so daß deutsche Personalchefs den übersichtlichen Diplomkaufmann oder Magister wohl zurücksehnen. Ganz sicher gehen diese, wenn die Absolventen direkt auf ihre Belange zugeschnittene Examina vorweisen können, bestenfalls postgraduiert. Mit der Unterstützung der "Big Four" der Unternehmenberatungsbranche (Ernst & Young, Deloitte, KPMG und Pricewaterhouse Coopers) präsentierte die private Mannheim Business School nun mit einem "Grand Opening" die ersten 73 "Teilnehmerinnen und Teilnehmer" des berufsbegleitenden Studiums "Executive Master of Accounting & Taxation". In 24 bis 28 Monaten soll nun ein "speziell auf die Bedürfnisse des Führungsnachwuchses in den Bereichen Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung" zugeschnittener Master of Science erworben werden. Dabei orientiert man sich nicht nur bei der Bezeichnung der Abschlüsse an angelsächsischen Maßstäben, sondern projiziert auch ein Zukunftsbild des deutschen Bildungssystems nach US-Vorbild, wobei sich die Studiengebühr als Elite­prädikat in Mannheim mit 35.000 Euro im Vergleich zu den USA beinahe bescheiden ausnimmt. Zudem überwiegt noch Deutsch als Unterrichtssprache gegenüber Englisch mit sechzig zu vierzig Prozent.

 

Jugendgewalt: Weder häufiger noch brutaler

MÜNCHEN. Die Plattform linksliberaler Justizpolitiker, die Zeitschrift für Rechtspolitik, nutzt der Jenaer Strafrechtler Frank Neubacher, um das verbreitete "Vorurteil" zu widerlegen, die in der Jugendszene verübte Gewalt nehme zu und werde immer "brutaler" (Heft 6/08). Die polizeiliche Kriminalstatistik trage erheblich zu diesem Eindruck bei. So sei die Überrepräsentierung von Angehörigen ethnischer Minderheiten in den Statistiken daraufhin zu befragen, ob dies nicht auf eine verstärkte polizeiliche Kontrolle dieses Personenkreises zurückzuführen sei. In den USA und England hätten sich jedenfalls schon wissenschaftliche Belege für solches "racial profiling" gefunden. Eine dezidiert kriminologisch-soziologische Auswertung der Statistiken belege zudem, wie sehr die Verdopplung der Gewalttaten unter Jugendlichen seit 1993 auf die erhöhte Anzeigebereitschaft und abnehmende soziale Toleranz gegenüber "Gewalt" zurückgehe. Dies gelte auch für das Problemfeld "Gewalt an Schulen". Den "Anstiegs-Dramatikern" und Verfechtern der "Brutalisierungsthese" hält Neubacher eine Studie des Bundesverbands der Unfallkassen entgegen: "Frakturen je 1.000 versicherte Schüler" habe es zwischen 1993 und 2003 immer weniger gegeben.

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