© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/08 10. Oktober 2008

Linke Randale sorgt für Umsatz
Hamburg: Zum wiederholten Male versuchen "Antifaschisten" einen Laden der Bekleidungsmarke "Thor Steinar" mit Gewalt zur Aufgabe zu zwingen
Torsten Uhrhammer

Politische Korrektheit macht nicht vor Bekleidungsgeschäften halt. Das darf dieser Tage nicht nur die Luxusmarke Escada erfahren, die sich einer Kampagne von radikalen Pelz-Gegnern ausgesetzt sieht. Auch der im brandenburgischen Zeesen bei Königs Wusterhausen ansässige Bekleidungsfabrikant "Thor Steinar" ist - wieder einmal - betroffen (JF 9/08).

Das brandenburgische Landesamt für Verfassungsschutz subsumiert die Firma unter "Szene-Kleidung für Rechtsextremisten": Ihre "Bekleidungsstücke bedienen in Farbgebung und Schriftzügen eine als völkisch verstandene Symbolik. Die gotischen Lettern werden von der Kundschaft mit dem NS-Regime in Verbindung gebracht. Inhaltlich nehmen die Schriftzüge Bezug auf vorchristlichen Germanen-Kult und eine glorifizierende Sicht der Wehrmacht." Strafrechtlich ist Thor Steinar jedoch bisher nicht letztinstanzlich zu belangen. Ein Versuch, das alte Logo der Marke unter dem Vorwurf des Verwendens von germanischen Schriftzeichen zu inkriminieren, scheiterte.

Doch die bisher richterlich festgestellte Legalität der "rechten Klamotten" beeindruckt die Linksextremisten nicht. Ladengeschäfte, die in ihrem Sortiment Produkte wie Hemden oder Jeans aus dem Hause Thor Steinar anbieten, stehen im Fokus gewalttätiger "Antifaschisten". Grund dafür sei die Verstrickung der Marke mit der rechtsextremen Szene. So  belegten T-Shirt-Aufdrucke wie "Ski Heil", "Waidmanns Heil" oder "Heia Safari" den neo-nazistischen Charakter der sportiven Marke. Vor dem kürzlich eröffneten Ladengeschäft in der Hamburger HSH-Nordbank-Passage etwa stehen täglich Aktivisten der linken Szene. Und auch das von DKP-Mitglied Olaf Harms geführte "Hamburger Bündnis gegen Rechts" ließ sich schon blicken.

Im Geschäft selber wirken sich die Proteste von links und die darauf folgende mediale Berichterstattung hingegen umsatzsteigernd aus. Der Laden ist voll, und im Minutentakt klingelt die Kasse. Das ist für die sonst eher mäßig frequentierte Passage nicht der Normalfall. Dabei ist das Spektrum der Käufer durchaus breit gefächert. Ein Banker der HSH Nordbank kauft "aus Solidarität", wie er sagt, ein Shirt mit dem an die Kolonialzeit erinnernden Aufdruck "Ein Platz an der Sonne". Eine 23jährige Jura-Studentin legt sich zwei Tops zu, und drei breitschultrige Türsteher-Typen erweitern ihre Army-Hosen-Kollektion.

Es ist dieser Einbruch in "normale Käuferschichten", der den linken Antifaschisten Sorge bereitet. Sie sehen den Rechtsextremismus damit - auch mit Blick in die Kleiderschränke - in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Im Kampf gegen Rechts wähnen sie sich als "handfeste" Aufpasser einer angestrebten antifaschistischen Ordnung, in der auch das Tragen von T-Shirts und Jeans reglementiert werden muß. Als Erklärung führen sie an, daß es eben zuerst "Rechte" gewesen seien, die die Produkte dieser Marke gekauft hätten. Einer der Demonstranten meint sogar: "Die Gewinne fließen direkt zur NPD." Darauf gibt es zwar keinerlei Hinweise, und Uwe Meusel, der Geschäftsführer Thor Steinars, will mit Politik auch nichts zu tun haben. Er sei ein ganz "normaler Geschäftsmann" und wolle  nur seine "Ruhe haben", läßt er immer wieder verlauten.

Ruhe aber sieht anders aus. Erst vor wenigen Tagen wurden in Chemnitz 48 Linke von der Polizei wegen Landfriedensbruchs vor einem Thor-Stei­nar-Laden in Gewahrsam genommen. Praktisch an jedem Standort, an dem Thor Steinar seine Produkte anbietet - wie Anfang des Jahres auch in Berlin -, ereignet sich dasselbe Schauspiel. Zunächst wird ein rechtsgültiger Mietvertrag geschlossen, bereits in der Eröffnungsphase folgen dann gewalttätige Angriffe von Linksextremisten und in der Folge der Versuch der Vermieter, sich aus dem Vertrag zu winden.

Perfiderweise wird Meusel dabei dann von linker Seite unterstellt, er sei sowieso nur auf das Kassieren von sechsstelligen Vertragsstrafen aus, die die Vermieter aufgrund der Sorge um ihr Image und die anderen Mieter des Objekts zu zahlen bereit sind. Auch in Hamburg versucht die HSH Nordbank nun aus dem Mietvertrag herauszukommen. Nach bisheriger Erfahrung mit Räumungsklagen gegen Thor Steinar sind die Chancen gering, daß das ohne die Zahlung einer höheren Summe - kolportiert werden 800.000  Euro - gelingen könnte. Dabei richtet sich der Haß der "Antifaschisten" aber nicht nur gegen die Ladengeschäfte von Thor Steinar selbst, sondern auch gegen die Träger der Marke.

Für die Gesinnungswächter ist es vollkommen unerheblich, ob das Logo der Marke auf der Rückseite einer Jeans nun von einem tatsächlichem Rechtsextremisten oder aber von einem unpolitischen Zeitgenossen getragen wird. Die "moralische Straftat" ist das Tragen selbst.

So wurden in Hamburg Käufer der Marke anschließend von Linksextremisten in Empfang genommen, bespuckt und beraubt. Einen der Täter erkannte die Polizei dann anläßlich einer Demonstration wieder und nahm ihn fest. Die Demonstration der Linksextremisten richtete sich unter Sprechchören wie "Nie wieder Deutschland!" gegen die Feierlichkeiten zum Tag der Einheit.

Am Stammsitz von Thor Steinar in Königs Wusterhausen reichte vergangene Woche auch schon ein Aufkleber der Marke, um einen VW-Bus in Flammen aufgehen zu lassen.

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