© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/08 17. Oktober 2008

Meldungen

Orientierungen in Ära "planetarischer Politik"

HEIDELBERG. Kaum hat der Berliner Akademie Verlag erste Deutungsangebote zum Werk des "Aufklärers ohne Mission", des deutsch-griechischen Ideenhistorikers und Sozialphilosophen Panajotis Kondylis in einer Aufsatzsammlung offeriert (JF 13/08), scheint die nächste in Arbeit. Denn der obligate "Tagungsband" dürfte das vom 16. bis 18. Oktober in Heidelberg stattfindende "Internationale Symposion Panajotis Kondylis" wohl krönen, das sich dem Thema "Sozial- und kulturphilosophische Grundorientierungen im Zeitalter 'planetarischer Politik'" widmet. Vortragen werden unter anderem Peter Brandt (Hagen) über "Kondylis' Deutung des 20. Jahrhunderts als einer historischen Epoche", Ulrike Kleemeier (Münster) über die Kriegstheorie des 1998 verstorbenen Denkers, Pit Kapetanovic über dessen "Rekonstruktion des Konservativismus", Martin van Creveld (Jerusalem) über "Krieg und Kultur" und Peter Furth (Berlin) über "Massendemokratie oder Fundamentaldemokratie".

 

Grzimek: Natur deutsche Identitätsstifter

BERLIN. Mit Ausnahme des Leistenkrokodils und des Yeti hatten alle wilden Geschöpfe als "possierliche Kerlchen" ihren "Platz für Tiere" bei Bernhard Grzimek im Fernsehstudio. Der Frankfurter Zoodirektor war zwischen 1950 und 1980 der multimedial erfolgreichste "Anwalt der Natur" und bekannteste Vorreiter der Ökologiebewegung. Als zeithistorisches Phänomen erregt Grzimek daher seit längerem die Aufmerksamkeit kulturwissenschaftlich orientierter Historiker, deren Deutungsbemühungen Johannes Paulmann mit seiner Analyse von Grzimeks Tierfilmen aus den 1950er Jahren fortsetzt (Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 6/08). Paulmann akzeptiert weitgehend die Erklärung Franziska Tormas, die den Massenerfolg von "Serengeti darf nicht sterben" auf die Identitätssuche der Deutschen nach 1945 zurückführt. Als "Naturschützer", die den Folgen moderner Zivilisationen entgegentraten, konnten Deutsche "gute, scheinbar unpolitische Seiten ihrer Nation wiederentdecken". Gleichwohl glaubt Paulmann dabei noch Reste "kolonialer Sichtweisen" zu erkennen. Denn mit der Dekolonisation hätten die Europäer zwar die angemaßte "Verantwortung" für die Menschen Afrikas abgegeben, nicht aber für die Tiere und ihre Lebensräume.

 

Erste Sätze

Die Macht, welche Parteibestrebungen auszuüben pflegen, wird in nicht geringem Maße durch die Losung erhöht, welche sie gewählt haben. Hermann Jacoby:

Die Grenzen der weiblichen Bildung,  Gütersloh 1873

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen