© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/08 17. Oktober 2008

Vereinigung der Traditionsverbände Mitteleuropas: Kameradentreffen im steirischen Murau
Fundierte Tradition pflegen
Gero S. Rahlbach

Unzählige Stufen waren zu erklimmen, die den überdachten Aufgang zum Schloß der Fürstenfamilie von Schwarzenberg säumten - die mit wertvollem Interieur ausgestattete Stadtpfarrkirche immer im Blick. Ziel der Uniformierten war der Rittersaal des Schlosses, in dem sich die Vertreter von wehrhistorischen Formationen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Liechtenstein und Südtirol zu ihrem XI. Kameradentreffen der Vereinigung der Traditionsverbände Mitteleuropas (VTM) eingefunden hatten. Der gegenwärtige Besitzer, der tschechische Außenminister Karel Schwarzenberg, hatte sein Schloß für das VTM-Treffen zur Verfügung gestellt.

Bereits am Vormittag hatte die steirische Murauer Bürgergarde die angerückten Verbände zu einer Brotzeit eingeladen, wo man bei Spezialitäten der österreichischen Gastgeber ins Gespräch kam und neue Kontakte knüpfte. Auch Muraus Bürgermeister Thomas Kelcher empfing die Abordnungen in seinem Amtsgebäude und machte die Vertreter mit der Stadt und der Region näher bekannt. Anläßlich des 10. Jahrestages der Fahnenweihe und der Übergabe derselben hatte die Murauer Bürgergarde dieses Treffen ausgerichtet.

Die mitteldeutsche Gesellschaft zur Förderung von Tourismus, Trachten und Traditionen, gegründet im havelländischen Rathenow, wurde von Hauptmann a. D. Hans-Jürgen Czeszak vertreten, der VTM-Verbindungsoffizier für Nord-Ost-Europa ist und in der Uniform eines Rittmeisters im Traditionsregiment (i. TR.) des Brandenburgischen Husaren-Regiments Nr. 3 "Hans-Joachim von Zieten" anreiste. Major a. D. Detlev Ruhnow aus Genthin vertrat die Traditionen der Kurhannöverschen Armee als Offizier des "1st Regiment of Light Dragoons Kings German Legion", die nach dem Sieg Napoleons über die deutschen Truppen Anfang des 19. Jahrhunderts auf englischer Seite gegen den französischen Eroberer kämpften. Mit von der Partie war auch eine Abordnung der Bürgergarde aus Weil der Stadt.

Der geschäftsführende Verbindungsoffizier, Oberst Carl H. van Veenendaal, Ehrenkommandeur des Scharf-Schützen-Militär-Kontingents-Liechtenstein (LSSMK), eröffnete das Kameradentreffen. Van Venendaal zeigte sich sehr erfreut über die zahlreichen Aktivitäten, an denen Vertreter des VTM im vergangenen Jahr teilgenommen hatten. "Das, was in den vergangenen Jahren in Ostdeutschland geschaffen wurde, verdient höchste Anerkennung", lobte der Oberst ausdrücklich.

"Im Mittelpunkt des Treffens standen die Kameradschaft und die Vorbereitung weiterer gemeinsamer Veranstaltungen. Es war eine echte Freude, wieder einmal langjährige Mitkämpfer zu sehen und die typische österreichische Gastfreundschaft zu genießen", meinte Major a. D. Detlev Ruhnow. Und Hauptmann a. D. Hans-Jürgen Czeszak zeigte sich insbesondere beeindruckt: "Unsere Arbeit bei der Traditionspflege in den fünf neuen Bundesländern wurde nicht nur verbal gewürdigt. Es freut mich, daß Oberst Veenendaal unsere Organisationsstruktur in Ostdeutschland als Vorbild für die VTM in Erwägung zieht."

Zwar gebe es gerade in den neuen Bundesländern in der Bevölkerung mitunter Widerstände gegen wehrhistorische Traditionen. Doch Czeszak stellt klar, daß auch das Militärwesen und seine Traditionen gewürdigt werden müssen - im Kontext der politischen und ökonomischen Gegebenheiten dieser Epochen. Entsprechend wird die Gesellschaft zur Förderung von Tourismus, Trachten und Traditionen auch im kommenden Jahr zwei wichtige Veranstaltungen unterstützen: am 9. Mai das Europa-Festival in Berlin und die Feierlichkeiten zum 200. Jahrestag der Kämpfe am Paß Lueg im österreichischen Gollingen im September.

Die Vereinigung der Traditionsverbände Mitteleuropas (www.vtm-deutschland.de), neben der Union der Europaäischen Wehrhistorischen Gruppen (UEWHG; www.uewhg.org) einer der größten Dachverbände, die sich der Bewahrung militärischer Traditionen verschrieben haben, wurde vor 20 Jahren in Österreich gegründet, definiert sich als "unpolitische Vereinigung" und ist grundsätzlich offen für alle, die "geschichtlich und historisch fundierte Traditionen pflegen". Ziel und Zweck der Vereinigung ist das "gemeinsame Wirken zur Erhaltung der Traditionen als ehrwürdiges Kulturgut", der Austausch mit anderen Formationen, aber auch die Pflege der Kameradschaft.

Fotos: Dank für die geleistete Arbeit: Rittmeister i. TR. Hans-J. Czeszak erhält eine Auszeichnung

Murau: Bürgermeister Thomas Kelcher (li.), die Murauer Bürgergarde und Vertreter der Vereinigung der Traditionsverbände Mitteleuropas

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