© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  44/08 24. Oktober 2008

Meldungen

"Unverantwortliche Zockerei" kritisiert

Mülheim. Der Familienunternehmer Karl-Erivan Haub hat die bisherigen Geschäftsmodelle der Banken scharf kritisiert. "Es gab eine unverantwortliche Zockerei in der Finanzbranche", erklärte der Chef der Tengelmann-Gruppe (Kaiser's/Plus/Obi/Kik) auf einer Firmenpressekonferenz in Mülheim an der Ruhr. "Die Realwirtschaft muß das ausbaden." In Zeiten der Finanzkrise bestätige sich nun das, was er schon seit Jahren fordere: Ein Unternehmen müsse solide finanziert sein, das Streben nach Gewinnmaximierung und Größe dürfe nicht alles andere überschatten. "Ich bin froh, daß wir nicht an die Börse gegangen sind", sagte Haub. "Ich fühle mich damit in meinem konservativen Kurs der vergangenen Jahre bestätigt." Haub forderte das Verbot von riskanten Derivat-Geschäfte der Finanzbranche durch die Bundesregierung. Wegen der bevorstehenden Rezession würden geplante Neuinvestitionen in Deutschland ausgesetzt: "Im deutschen Markt erwarten wir in den kommenden Jahren allenfalls Wachstumschancen durch Verdrängung. In Osteuropa aber gibt es noch viel freie Fläche für die Expansion."

 

Ifo: "Strengere Regeln für den Finanzverkehr"

MÜNCHEN. Der Ökonom Hans-Werner Sinn hat schärfere Eigenkapital- und Haftungsvorschriften im Banksektor gefordert. Hauptursache der Finanzkrise sei, "daß Gläubiger von Kapitalgesellschaften nicht auf das persönliche Eigentum der Inhaber dieser Gesellschaften zurückgreifen können", erklärte der Chef des Ifo-Instituts in der Wirtschaftswoche. "Investoren, die statt sicherer Projekte mit mäßigem Gewinn unsichere Projekte mit hohen Gewinn- und Verlustmöglichkeiten wählen, profitieren - weil sie einen Teil der möglichen Verluste gar nicht tragen müssen." Die USA hätten sich seit der Zeit von Präsident Ronald Reagan "ein schönes Leben gemacht. Sie ließen ihre Investitionen durch das aus dem Ausland hereinströmende Kapital finanzieren, anstatt zu sparen", so Sinn. Das hohe US-Leistungsbilanzdefizit "wurde mit immer raffinierter konstruierten Anlageobjekten finanziert, die mit dem Stempel der Ratingagenturen zertifiziert waren". Die Marktwirtschaft dürfe nicht mit Anarchie verwechselt werden, sie könne nur funktionieren, wenn sie Verkehrsregeln unterworfen sei: "Europa und die Welt brauchen strengere Regeln für den Finanzverkehr."

 

Elfenbeinverkauf nutzt dem illegalen Handel

HAMBURG. Der Internationale Tierschutz-Fonds (IFAW) hat den geplanten offiziellen Verkauf von 108 Tonnen Elfenbein scharf kritisiert. "Jeder legale Elfenbeinverkauf bietet dem illegalen Handel einen Deckmantel und facht ihn an", erklärte IFAW-Experte Peter Pueschel. "Schon jetzt sehen wir eine Zunahme der Wilderei, vermutlich wollen Kriminelle ihre illegale Ware im Zuge der Versteigerung in Umlauf bringen. Alleine in Kenia hat die Wilderei gegenüber 2007 um 15 Prozent zugenommen. 57 Elefantenleichen mit ausgebrochenen Stoßzähnen wurden alleine bis August gefunden." Erstmals seit fast zehn Jahren soll kommende Woche Elfenbein aus Lagerbeständen von Namibia, Botswana, Simbabwe und Südafrika versteigert werden. Bieterländer seien Japan und China, diese Länder hätten aber die "weltweit größten illegalen Elfenbeinmärkte".

 

Zahl der Woche

Auf zwei Milliarden Euro ist im ersten Halbjahr das Finanzierungsdefizit in der Sozialversicherung gestiegen. Im ersten Halbjahr 2007 betrug es nur 0,5 Milliarden Euro. Der Fehlbetrag entstand in der Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung. Bei den Renten gab es einen Finanzierungsüberschuß. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

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