© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/08 07. November 2008

Konjunkturprogramme gegen die Krise
Sandsack gegen Tsunami
von Joachim Starbatty

Bei den Staatsfinanzen fallen alle Hemmungen. Mehr als 500 Milliarden Euro sollen in das Banksystem gepumpt werden, und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Zusätzlich bastelt die Bundesregierung an einem Konjunkturprogramm; sie hat das Geld aber nicht vorrätig. Also bleibt es am Steuerzahler hängen - wie alle Verpflichtungen, die der Staat übernimmt.

Experten zweifeln, ob die Wirtschaft so auf einen sicheren Stand kommt. Denn nicht bloß die US-Schrottanleihen belasten die Banken. Sie haben sich zusätzlich im Niedrigzinsland Japan verschuldet und das Geld in Island und in den überhitzten Immobilienmärkten Irlands und Spaniens angelegt. Sie ziehen ihre Einlagen aus Südosteuropa ab, um ihren Liquiditätsstatus zu verbessern. Dann brechen dort Kreditpyramide und Wirtschaft ein - und zugleich auch der deutsche Export, der bei uns die Beschäftigung hochhält. Da rauscht ein konjunktureller Tsunami auf uns zu. Konjunkturprogramme sind da nicht viel mehr als ein paar Sandsäcke. Sie schützen uns nicht vor der Flut - vielleicht sollen sie auch bloß unsere Nerven beruhigen.

 

Professor Dr. Dr.h.c. Joachim Starbatty lehrt Volkswirtschaftslehre an der Universität Tübingen und ist Vorsitzender des Vorstands der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft e.V.

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