© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/08 21. November 2008

Meldungen

Finanzkrise erst gegen 2012 überwunden?

ST. GALLEN. Der österreichische Ökonom Fredmund Malik sieht in der Finanzkrise den "Totalbankrott der amerikanischen Managementlehren, die komplexe Systeme nicht erfassen können". Märkte korrigierten erst, wenn es zu spät sei. Sie bräuchten daher "kybernetische Systeme und daher neue Regeln zum Funktionieren", forderte der Gründer des Management Zentrum St. Gallen in der Zürcher Weltwoche. "Die stabilisierenden Regeln sind außer Kraft gesetzt worden, zerstörerische Kräfte wurden jeden Tag noch höher gelobt." Man müsse auch zwischen Papier- und Unternehmer-Aktionären unterscheiden. Erstere kauften Aktien, weil "sie an die Performance des Papiers glauben, nicht an das Unternehmen". Ein wirklicher Aktionär sei "Eigentümer, der genau dann bleibt, wenn es dem Unternehmen schlechtgeht". Malik glaubt nicht an ein schnelles Ende der Finanzkrise. "Von November 1929 bis April 1930 hat sich der Dow Jones nach dem Crash um die Hälfte erholt. Danach hat erst die wirkliche Talfahrt begonnen", warnte Malik. "Der Bullenmarkt hat 1982 bei einem Dow Jones von 1.000 gestartet. Selbst wenn der Dow Jones nur auf 2.000 Punkte sinkt, ist das gewaltig. Die Krise wird daher erst gegen 2012 überwunden sein, aber nur, wenn man umzudenken bereit ist."

 

Schwierigkeiten für "Heuschrecken"-Firmen

NEW YORK. Die US-Finanzanalyseagentur Standard & Poor's (S&P) hat vor dem Anstieg von Insolvenzen bei Firmen gewarnt, die von Hedge-Fonds oder Private-Equity-Gesellschaften gekauft wurden. In den vergangenen zwölf Monaten hätten 38 von 800 untersuchten Firmen in Europa ihre Kreditauflagen nicht erfüllen können - doppelt so viele wie in der Vorjahresperiode: "Wenn Eu­ropa in eine Rezession rutscht und die Beteiligungsgesellschaften ihre Portfoliounternehmen nicht länger am Leben halten, werden sich die Finanzierungsprobleme verstärken", heißt es in einer S&P-Studie. Seit einigen Jahren hatten "Heuschrecken" genannte Investoren mit einem hohen Anteil an Fremdkapital Unternehmen aufgekauft (Leveraged Buy-out/LBO). Den Firmen wurden dann diese Schulden aufgebürdet, um sie - durch kurzfristige Gewinnmargen und Ausschüttungen attraktiv gemacht - nach einiger Zeit wieder mit Gewinn zu verkaufen. Wegen der Finanzkrise werde es nun sehr schwierig, die Prognosen zu halten. Das gelte besonders für Branchen, die stark vom privaten Konsum abhängig seien, warnte S&P.

 

Gefahr für Weißstorch, Feldlerche und Kiebitz

DRESDEN. Die CDU-Fraktion im Sächsischen Landtag hat von der CDU/SPD-Regierung ein Artenschutzprogramm für Vogelarten der offenen Feldflur gefordert. "Die Bestände von Weißstorch, Feldlerche, Rebhuhn und Kiebitz drohen zu verschwinden", erklärte der frühere Wissenschaftsminister Matthias Rößler. Diese Vögel seien nicht nur ein wichtiger Teil der heimischen Tierwelt, sondern auch ein Stück Kulturgut. "Sie fanden Eingang in Dichtung, Volkslied und Sprachgebrauch und eignen sich besonders, Öffentlichkeit und Politik für die Belange des Natur- und Artenschutzes zu gewinnen", so der CDU-Abgeordnete. Die Bestände der Vogelarten der offenen Feldflur haben laut Umweltministerium in Sachsen dramatisch abgenommen.

 

Zahl der Woche

Mehr als 168 Milliarden Euro betrug 2006 die staatliche Förderung für Familien mit Kindern. 127 Milliarden Euro davon entfielen auf den kostenlosen Schulbesuch, das Kindergeld oder die beitragsfreie Mitversicherung der Kinder in der Krankenversicherung. Der Rest waren indirekte Leistungen.

(Quelle: IW-Analysen Nr. 40/08)

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