© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/08 21. November 2008

Meldungen

Esoterik: Geheimnisse der Finanzmathematik

FRANKFURT/M. Beim jüngsten Börsenbeben trat es zutage: Die Finanzmathematik ist heute eine "Schlüsseltechnologie auf den modernen Finanzmärkten". Darum gilt diese auch für Bankvorstände eher als Geheimwissenschaft, und die Risikofreude beim Schütteln des Derivatcocktails nahm mit dem Ausmaß der finanzmathematischen Ahnungslosigkeit in den Chefetagen zu. Daher scheint es angebracht, wenn das Schwerpunktheft "Mathematik" von Forschung Frankfurt (2/08) Christoph Kühn, Juniorprofessor für Finanzmathematik, Raum gibt, sein esoterisches Wissen dem interessierten Kleinanleger zu vermitteln. Doch wie die übrigen Beiträge, abgesehen nicht einmal von der Präsentation "Jüdischer Mathematiker in der deutschsprachigen akademischen Kultur", so dürften auch Kühns Bemühungen nur im engeren Kollegenkreis oder bei mathematisch sehr weit fortgeschrittenen Laien auf Verständnis stoßen. Kühn tritt also eher als Hüter des Geheimnisses denn als Aufklärer auf. Praktisch verwertbar nimmt der "Privatanleger" am Ende den professoralen "Tip" mit nach Hause, daß "interessante Derivate" in den "Garantiefonds" ein Maximum ein Sicherheit wie an Profiterwartung böten.

 

Bruno Tanzmann: "Völkischer Wegbereiter"

FRANKFURT/M. Wer Interesse am deutschen Weltanschauungskosmos von 1900 und der daraus erwachsenden Konservativen Revolution zeigt, den verwöhnt ausgerechnet Aus dem Antiquariat, die Zeitschrift für Antiquare und Büchersammler. Auch der im jüngsten Heft (5/08) veröffentlichte umfangreiche Aufsatz Johanna Herzings über den völkischen Verleger und Agitator Bruno Tanzmann ("'Grüne Revolution' und Hakenkreuz") folgt dieser Linie. Obwohl Tanzmanns (1878-1939) zahllose Unternehmen als Lebensreformer, Volksbildner, "Gartenstadt"-Propagandist, Heimat- und Naturschützer von den "rassistischen, antisemitischen und nationalistischen Anschauungen der radikalen Rechten" vor 1933 zeugen, greife eine Charakterisierung, die sich in solcher Formel erschöpfe, doch zu kurz. Trotzdem vermag sich Herzing von solchem Reduktionismus nicht zu lösen, so daß undeutlich bleibt, warum der "völkische Wegbereiter" Schlag 1933 aus der Mode kommt, seine Weltwacht der Deutschen 1935 wegen "Verächtlichmachung" des NS-Staates verboten wird und 1937 ein Antrag, in die NSDAP aufgenommen zu werden, natürlich erfolglos bleibt.   

 

Erste Sätze

An einem heißen, staubigen Nachmittag in der ersten Septemberwoche 1901 traf Präsident William McKinley in Begleitung seiner Frau und seiner beiden Nichten zu einem offiziellen Besuch der Pan-Amerika-Ausstellung in Buffalo ein.

John Dos Passos: Wilsons verlorener Friede. Wie Amerika in den Krieg gedrängt wurde, Wien 1964

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